Klimaflüchtlinge bangen um Anerkennung ihrer Asylgesuche
Als Klimaflüchtlinge bezeichnet man Menschen, die ihre Heimat verlassen, weil sie dort wegen bedrohenden Umweltveränderungen um ihr Leben fürchten müssen. Bisher werden allerdings Klimaflüchtlinge und ihre Gesuche um Asyl von den Regierungen kaum anerkannt.

Durch die Veränderungen des Klimas machen sich immer mehr Klimaflüchtlinge auf den Weg, um sich vor drohenden Naturkatastrophen und einer Verschlechterung der Umweltbedingungen in Sicherheit zu bringen. Zu den Gründen gehören Dürren und Wassermangel, ebenso wie Überschwemmungen, Stürme und der Anstieg des Meeresspiegels, die ganze Landstriche und Inseln überspülen können.
Wer beispielsweise in einer tsunamigefährdeten Region wohnt, dessen Leben gilt als bedroht. Ein guter Grund, um woanders einen sicheren Wohnort zu suchen. Viele Klimaflüchtlinge stammen deshalb aus den Ländern der Sahel-Zone in Afrika, Bangladesch oder den von Überschwemmungen bedrohten Inseln im Südpazifik.
Wohin soll es gehen? Klimaflüchtlinge finden keine neue Heimat
Die Folgen einer Naturkatastrophe können für die Menschen verheerend sein. So wurden die Philippinen im November 2013 von dem Taifun «Haiyan» getroffen. Bei diesem gigantischen Sturm starben über 6’400 Menschen. Hunderttausende wurden obdachlos, als bei Windgeschwindigkeiten mit bis zu 315 km/h viele Orte und Landschaften verwüstet wurden. Nach dem Taifun begann der Kampf um das Überleben in den Trümmern und das Hoffen auf Hilfe.
Dennoch werden die Gesuche von Flüchtenden, wie vor dem Taifun, nicht von anderen Regierungen anerkannt. Bisher gab es lediglich einen einzigen Fall, als im August 2014 eine Familie aus Tuvalu, einem winzigen Inselstaat im Pazifischen Ozean lediglich 4,5m ü. M., in Neuseeland Asyl erhielt. Mehr dazu lesen Sie hier: «Flucht vor Klimawandel: Erstmals werden Klimaflüchtlinge anerkannt».
Klimaflüchtlinge: Eine Frage der Definition
Erstmals war die Rede von «Umweltflüchtlingen» in einem Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) 1985. Die Bezeichnung Klimaflüchtling kam erst auf, als die globale Erwärmung als Ursache von Umweltveränderungen anerkannt wurde. Beide Begriffe werden inzwischen auch offiziell von den Vereinten Nationen gleichwertig verwendet, sind allerdings bis heute umstritten und es gibt zahlreiche, wissenschaftliche Definitionen.
Die auch in der Schweiz vertretene Internationale Organisation für Migration (IOM) hat eine Arbeitsdefinition entwickelt, die Umweltmigration aufgrund von extremen Wetterereignissen und aber auch anhaltenden Verschlechterungen der Umweltbedingungen anerkennt. Zwar wird nicht ausdrücklich die Situation der Klimaflüchtlinge erwähnt, jedoch werden für die Umweltprobleme natürliche und menschliche Ursachen eingeräumt. Damit liesse sich der menschengemachte Klimawandel dem ebenfalls zuschreiben.
Wer ist verantwortlich für Klimaflüchtlinge?
Viele sehen die Schuld für den Klimawandel bei den Industriestaaten und fordern diese auf, die betroffenen, ärmeren Länder mehr zu unterstützen sowie Klimaflüchtlinge aufzunehmen. Die Entwicklungsländer verfügen nicht über ausreichend finanzielle Mittel und anderweitige Ressourcen, um ihr Land besser zu schützen oder nach einer Katastrophe wieder aufzubauen.
Bisher werden Klimaflüchtlinge selbst in der Genfer Flüchtlingskonvention nicht ausdrücklich berücksichtigt. Als Flüchtling gilt hier in erster Linie, wer vor politischer Verfolgung flieht. Die negativen Veränderungen durch den Klimawandel sind dagegen meist keine akuten, sondern über einen langen Zeitraum wachsende Probleme, wie zum Beispiel Dürren. Dadurch ist es schwierig, sowohl die Ursachen als auch die Verantwortlichkeit festzulegen. Denn erfolgt eindeutig keine direkte Bedrohung für das Leben, ist es umso leichter die Asylgesuche der Klimaflüchtlinge abzulehnen.
Um bei den Herausforderungen durch den Klimawandel auch den betroffenen Menschen gerecht zu werden, braucht es deshalb ein neues System und Gesetze, die ihre Situation anerkennen und ihre Bedürfnis nach Sicherheit schützen.
Mehr über die unterschiedlichen Klimaauswirkungen auf bestimmte, gefährdete Gebiete sind in diesem kurzen Video der Informationssendung «Mit offenen Karten» zu sehen.
Quellen: umweltmigration.org, climate-service-center.de, focus.de, ccema-portal.org, fluechtlingshilfe.ch, admin.ch, Kommission der Europäischen Gemeinschaften
Text: Regina Rohland