Maria Paula Calderon: «Bei nachhaltigem Schmuck geht es auch um Menschen und Kultur»
Das Schweizer Schmucklabel CosaLinda steht für handgefertigten Schmuck aus natürlichen Materialien, der unter fairen Bedingungen in Kolumbien produziert wird. Im Interview spricht die Gründerin Maria Paula Calderon über die Herausforderungen und die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Schmuckherstellung.
Wir lieben Schmuck. Doch hinter dem glitzernden Accessoire verbergen sich oft Herstellungsprozesse und Materialien, die alles andere als prunkvoll sind. Diese Erkenntnis hatte auch Maria Paula Calderon und gründete deshalb das Schmucklabel CosaLinda – «schöne Sache» auf Deutsch. Ihr Ziel: Die Herstellung von Schmuck, der nicht nur schön, sondern auch fair hergestellt wurde und umweltfreundlich ist. Mit viel Hingabe und dem Wunsch, etwas Positives zu bewirken, arbeitet die Wahlschweizerin zur Zeit mit fünf Brands sowie zwei Familienbetrieben aus der indigenen Community Kolumbiens zusammen.
Zur Person: Maria Paula Calderon lebt seit über 14 Jahren in der Schweiz und war lange in der Finanzbrache mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit tätig. Das Bedürfnis, einen nachhaltigen Impact auf die Welt zu haben, führte die 37-Jährige zurück zu ihren kolumbianischen Wurzeln. 2022 gründete sie das Schmucklabel CosaLinda, bei dem sich Maria Paula Calderon mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell und fair hergestelltem Schmuck für Familien in Kolumbien einsetzt.
Mit CosaLinda hast du eine beliebte Schmuckmarke aufgebaut, die natürliche Materialien von Hand zu Schmuck verarbeitet. Welche Herausforderungen hast du bei der Gründung und dem Aufbau von CosaLinda erlebt?
Ich habe langsam gestartet. Die Anpassung an kulturelle Unterschiede, besonders den Schweizer Stil, war anfangs nicht leicht. In Kolumbien tragen wir mehr und grössere Accessoires, hier weniger. Auch die vier Jahreszeiten – in Kolumbien haben wir keine – beeinflussen die Wahl des Schmuckstückes. Wo und wie ich meinen Schmuck zeigen kann, ist ebenfalls eine Herausforderung: Online wäre zwar am einfachsten, doch die Leute wollen den Schmuck anprobieren können.
Zudem ist uns Nachhaltigkeit extrem wichtig. Wir wollen einen positiven Impact auf die Erde und die Menschen haben. Darum war anfangs die Zusammenarbeit mit den kolumbianischen Handwerker:innen und Künstler:innen sowie die Auswahl umweltfreundlicher Materialien sehr komplex.
In Kolumbien nutzen wir, was uns die Natur gibt.
Im Fokus deiner Schmuckstücke stehen Materialen aus der Natur von Kolumbien. So werden bei CosaLinda Palmblätter oder auch Rohsmaragde zu Schmuckstücken verarbeitet. Nach welchen Kriterien wählst du die Materialien für deine Schmuckstücke aus?
Als Kolumbianerin möchte ich Materialien benutzen, die wir in Kolumbien haben. Wir nutzen, was uns die Natur gibt. Die Palmblätter stammen von Palmen, die nur von indigenen Gemeinschaften nachhaltig angebaut werden. Diese Blätter werden gefärbt und vielseitig verarbeitet.
Die Smaragde – die kolumbianischen sind übrigens die grünsten der Welt – wähle ich sorgfältig aus. Ich achte auf die Arbeitskonditionen in den Minen und die Prozesse, um die Lebensqualität der Minenarbeiter zu verbessern. Es ist mir wichtig, die lokale Kultur und Tradition zu bewahren und gleichzeitig ethische und umweltfreundliche Materialien zu verwenden. So färbt nun eine Künstlerin, mit der ich zusammenarbeite, mit Lebensmitteln und natürlichen Farben anstatt mit Chemikalien.
Welche Kriterien muss ein Schmuckstück für dich erfüllen, um nachhaltig zu sein?
Wir reden hier von zwei Aspekten: Zum einen gibt es die materielle Nachhaltigkeit, die sich auf die umweltfreundlichen Materialien und den nachhaltigen Herstellungsprozess bezieht. Zum anderen ist es die soziale Nachhaltigkeit – die Familien und kleinen Ateliers in Kolumbien, mit denen wir zusammenarbeiten. Sie tragen die Kultur und alten Techniken von Generation zu Generation weiter.
Um meinen Schmuck nachhaltig zu machen, muss ich möglichst viel vom Prozess und Handwerk verstehen. Wenn ich in Kolumbien bei ihnen bin, stelle darum viele Fragen, um die Komplexität zu verstehen. Nachhaltiger Schmuck wird von Hand gefertigt, nicht in Fabriken unter unbekannten Bedingungen.
Wie sieht denn so ein Prozess aus, wenn du eine neue Kollektion machst?
Von der Idee bis zum fertigen Schmuckstück dauert es mehrere Monate. Bei den meisten Künstler:innen, mit denen ich zusammenarbeite, geht es um die Farbauswahl und die Grössen. Das Material und die Techniken sind durch die Kultur meistens schon vorgegeben. Die nachfolgende Probekollektion dauert nochmals etwa drei bis vier Wochen. Sobald diese abgesegnet ist, beginnt die Produktion, die nochmals mehrere Wochen in Anspruch nimmt.
Unser Schmuck besteht aus 100% Handarbeit. Ein nachhaltiges Label kann darum auch nicht so einfach grösser werden. Da muss man die Prozesse neu definieren und schauen, was dabei noch nachhaltig ist und was nicht.
Nachhaltiger Schmuck ist eine Einladung, etwas Schönes und Spezielles zu tragen.
Welche Tipps hast du für Konsument:innen, die nachhaltigen Schmuck kaufen möchten, aber nicht wissen, worauf sie achten sollen?
Nachhaltiger Schmuck ist eine Einladung, etwas Schönes und Spezielles zu tragen, das anders ist. Es ist ein Unikat. Um das zu verstehen, beachte Folgendes:
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Suche nicht nach Trends: Nachhaltiger Schmuck ist slow fashion. Von der Idee bis zur Herstellung vergehen mehrere Monate. Die Herstellung erfolgt in Handarbeit, weshalb auch die Stückzahl begrenzt ist. Mit einem Modetrend mithalten geht darum gar nicht.
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Sei bereit, mehr zu bezahlen: Nachhaltiger Schmuck hat seinen Preis, da er fair und umweltfreundlich produziert wird.
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Informiere dich über die Produktionsmethoden: Handgefertigter Schmuck, wie bei uns, unterstützt kleine Ateliers und bewahrt traditionelle Techniken.
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Was ist die Geschichte, die ein Brand hat? Informiere dich über die Hintergründe und die Menschen, die den Schmuck herstellen. So erkennst du den Wert und die Einzigartigkeit jedes Stücks.