Nachhaltigkeit trifft Romantik im ersten Plusenergie-Hotel der Schweiz

Nachhaltiger Tourismus wird zwar immer populärer, ist aber noch keine Selbstverständlichkeit. Gastwirtschaften wie das Muottas Muragl Romantik Hotel im paradiesischen Engadin machen Hoffnung. Denn auf Muottas Muragl entstand das erste Plusenergie-Hotel der Schweiz.

Atemberaubende Landschaft auf Muottas Muragl.
Muottas Muragl: Das erste Plusenergie-Hotel der Schweiz. Foto: Christof Sonderegger
  • 1
  • 0

Eine traumhafte Aussicht, Ruhe, die nur eine so schöne Berglandschaft ausstrahlen kann und warmer Sonnenschein. Das Romantik Hotel Muottas Muragl (www.muottasmuragl.ch) im Engadin könnte kaum besser gelegen sein. Das wusste man bereits vor über 100 Jahren: Zum Hotel führt die älteste Aussichtsbahn des Kantons Graubünden. Vor Kurzem wurde das Romantik Hotel auch im ökologischen Bereich noch attraktiver: Eine Totalsanierung machte das romantische Gasthaus zum ersten Plusenergie-Hotel der Schweiz.

Im Gespräch mit Markus Meili, Geschäftsführer der Bergbahnen Engadin St. Moritz AG und Bauherr des Plusenergie-Hotels, erfahren wir, weshalb das Romantik Hotel trotz der modernen Energieanlagen vertraut und romantisch bleibt und wie Muottas Muragl seiner Zeit voraus bleiben möchte. 

Bild: 1 von 8

Das Romantik Hotel Muottas Muragl befindet sich in stattlicher Höhe. Foto: Daniel Gerber
Das Romantik Hotel Muottas Muragl befindet sich in stattlicher Höhe. Foto: Daniel Gerber
Weitere Bilder anschauen

Mit Ihrem Plusenergie-Gebäude setzen Sie im Tourismus einen Meilenstein. Ihrem Beispiel folgt aber bisher kaum ein Hotelbetrieb. Weshalb ist Nachhaltigkeit noch keine Selbstverständlichkeit im Tourismus?

Im Gegenteil, es gibt bereits viele positive Beispiele im Bergbahnen- und im Berggastronomiebereich in der Schweiz. Man nehme als konkretes Beispiel das Restaurant Klein Matterhorn, das dem Minergie-P Standard entspricht. Andere durften noch nicht so eine grosse Medienaufmerksamkeit wie das Romantik Hotel Muottas Muragl geniessen und so kennt man diese Projekte weniger. Nachhaltigkeit ist ein grosses Thema im Tourismus und wird es immer mehr.

Wer ist Ihr ökologisches Vorbild? Und was zeichnet dieses Vorbild für Sie aus?

Als Bergbahnbetreiber leben wir in und von der Natur und versuchen immer mehr, im Einklang mit ihr zu leben – so sind eigentlich wir selbst unser ökologisches Vorbild! Ein anderes Vorbild, das mir spontan einfällt, sind sicher die Organisatoren der Alpinen Ski WM 2003, die neue Massstäbe im Zusammenhang mit Grossveranstaltungen in der Natur setzten.

Der Umbau zum Plusenergie-Gebäude kostete Sie 20 Millionen Franken. Was motiviert Sie, sich so für Nachhaltigkeit einzusetzen?

Die Aufgabe, ein über hundert Jahre altes Gebäude total zu sanieren, stellte sich uns grundsätzlich – Plusenergie hin oder her. Muottas Muragl ist die älteste Aussichtsbahn im Kanton Graubünden und so fühlten wir uns auch verpflichtet, etwas zu schaffen, was wieder 100 Jahre gut funktionieren solle. Durch das Plusenergie-Gebäude sind wir der heutigen Zeit voraus und sind damit überzeugt, etwas Nachhaltiges geschaffen zu haben.

Photovoltaik-Anlage auf Muottas Muragl.

Die Röhrenkollektoren an den Zimmerfenstern fangen das Sonnenlicht ab. Foto: kmu-fotografie.ch

Was für ein nachhaltiges Produkt oder welche nachhaltige Dienstleistung würden Sie sich in Zukunft wünschen?

Eine unbeschränkte Menge an emissionsfreier Energie, welche auf der ganzen Welt hergestellt werden könnte und überall zur Verfügung stehen würde.

Eine globale Klimapolitik wird als Voraussetzung für eine nachhaltige Gesellschaft gesehen. Kann man sich überhaupt nur noch auf die Politik verlassen?

Es ist vermessen zu glauben, man könne auf der ganzen Welt, mit ihrem unterschiedlichsten Gefüge, materiell und immateriell, in Frieden eine Weltordnung definieren und durchsetzen. Das gilt leider auch für das Klima.

Was muss dann passieren, damit Nachhaltigkeit in unserer Gesellschaft zum Alltag gehört?

Es müssen sich praxisorientierte, marktgerechte Systemlösungen in unserem Alltag durchsetzen. Kurz: Nachhaltigkeit muss alltagstauglich werden. Regulativ verordnete oder durch Pseudo-Anreize «schmackhaft» gemachte Teillösungen als das Heil aller Dinge zu preisen, wird nicht Bestand haben.

Was planen Sie persönlich in den nächsten zwei Jahren, um eine nachhaltige Entwicklung zu unterstützen?

Unsere Unternehmung will die erste Bergbahn weltweit sein, die standardmässig diesel-elektrische Pistenfahrzeuge, mit einer Effizienzsteigerung von 20 – 25%, einsetzt.

Nachhaltige Lösungen haben oft ästhetische Beeinträchtigungen zur Folge, wie zum Beispiel Solarzellen im historischen Stadtbild – oder eben Sonnenkollektoren mitten im Bergparadies. Wirkt Ihr Hotel trotzdem noch romantisch auf die Besucher?

«Dä Füfer und s'Weggli ha» gilt auch bei diesem Thema nicht. Die neuen Technologien, gepaart mit intelligenter Architektur lassen aber bereits heute Lösungen zu, die nicht im Widerspruch zueinander stehen müssen. Mit unserer Photovoltaikanlage entlang dem Trassee der Standseilbahn, einem bereits technischen Konstrukt in der Landschaft, ist dem Generalplanungsbüro, das die Architektur und die energetische Planung übernommen hatte, aber ein Wurf gelungen, der unseren Gästen noch genug Platz für Romantik lässt.

Text und Interview: Sabrina Stallone

Kommentieren / Frage stellen

Passend zum Thema: