Sommer geniessen: Wie natürliche Mittel gegen Allergien helfen

Niesreiz, juckende Nase, tränende Augen: Wer regelmässig mit den Symptomen einer Allergie zu kämpfen hat, möchte möglichst schonende Medikamente nehmen. Doch welche natürlichen Mittel gibt es für die häufigsten Allergien?

Natürliche Mittel gegen Allergien helfen
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Der Heuschnupfen steht in der Schweiz ganz oben auf der Liste der häufigsten Allergien, wie das Universitätsspital Zürich mitteilt. Doch wer etwas gegen das lästige Niesen und Augenjucken im Frühjahr tun möchte, sieht sich mit zahlreichen, teils zeitaufwändigen Möglichkeiten konfrontiert.

Natürliches Mittel, das Zeit benötigt: Die Desensibilisierung

Eine Allergie ist eine Überreaktion des körpereigenen Immunsystems. Es gibt eine natürliche Möglichkeit, das Gleichgewicht wieder herzustellen: Bei der sogenannten «Desensibilisierung» wird das jeweilige Allergen – in diesem Fall also Pollen – in das Fettgewebe des Oberarms gespritzt. Die Dosis wird kontinuierlich gesteigert. Die Behandlung erfolgt durch einen Facharzt, ihre Kosten übernimmt die Krankenkasse.

Laut einem Bericht des Magazins Beobachter Gesundheit ist die Methode erfolgversprechend: 80 bis 90 Prozent der behandelten Patientinnen und Patienten berichten von einer deutlichen Linderung der Beschwerden. Der Haken: Die Behandlung nimmt drei bis fünf Jahre in Anspruch. Nach jeder der insgesamt bis zu 50 Spritzen ist es erforderlich, eine halbe Stunde unter ärztlicher Kontrolle zu warten. Seit kurzem ist die Desensibilisierung auch per Tablette möglich, wodurch sich der Aufwand verringert. Allerdings gibt es das Medikament vorerst nur mit Gräserpollen.

Diese weiteren natürlichen Mittel wirken gegen Allergien

Darüber hinaus gibt es zahlreiche akut wirkende, natürliche Mittel gegen Heuschnupfen. Zwei davon haben sich offenbar besonders bewährt: Ein Extrakt aus Blättern der Gewöhnlichen Pestwurz (Petasites hybridus) sowie das homöopathische Mittel Galphimia glauca.

«Die Wirkungen von Petasites und Galphimia sind nicht nur recht gut belegt, beide sind auch äusserst arm an Nebenwirkungen», erklärte Prof. Dr. Edzard Ernst gegenüber dem deutschen Magazin «Stern Gesundheit». Der Mediziner leitet die Abteilung für Komplementärmedizin an der Universität Exeter/England und ist Experte für die wissenschaftliche Beurteilung alternativer Heilmethoden.

Nach seiner Einschätzung ist der Pestwurz-Extrakt das derzeit am besten untersuchte natürliche Mittel gegen Heuschnupfen. Mehrere klinische Studien hätten belegt, dass es die lästigen Symptome deutlich besser lindere als Plazebos und hinsichtlich seiner Wirksamkeit nicht hinter der von synthetischen Medikamenten zurückstehe.

Natürliche Mittel gegen Allergien helfen

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Medikamente auf Basis von Petasites sind in der Schweiz erhältlich, und zwar Tesalin® N und Pollivita® Filmtabletten. In Deutschland hingegen sind die rein pflanzlichen Produkte nicht zugelassen, wohl wegen möglicher Nebenwirkungen: Sehr seltene, jedoch teils schwerwiegende Leberschädigungen wurden in Verbindung mit den Präparaten beobachtet. Weil es sich um einen vergleichsweise neuen Wirkstoff handelt, sind diese Präparate verschreibungspflichtig. Über ihren Erfolg berichtete die Solothurner-Zeitung im April 2013:

Wissenschaftler aus der Schweiz und Deutschland hatten 330 Pollenallergiker in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine erhielt Pestwurzextrakt, die andere ein klassisches Antihistamin, so wie es häufig verordnet wird. Zwei Wochen später zeigten sich in beiden Gruppen deutlich weniger Beschwerden in den Augen und Atemwegen. In der Gruppe jedoch, die mit dem Antihistamin behandelt wurde, zeigten sich unerwünschte Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Schläfrigkeit. Die Studie leitete Andreas Schapowal von der Allergieklinik in Landquart.

Globuli als natürliches Mittel gegen Allergien im Sommer?

Kleine Kügelchen mit einem Wirkstoff, der so stark verdünnt ist, dass er quasi nicht mehr existiert – Kritiker sehen in der Homöopathie schon aus diesem Grund nichts als Humbug. Auf der anderen Seite schwören viele Menschen, die es probiert haben, auf die Wirkung dieser sanften Heilmittel. Da es keine wissenschaftlichen Belege gibt, bleibt es jedem selbst überlassen, es für sich herauszufinden.

Zumindest gibt es ein Homöopathikum, das bei Heuschnupfen empfohlen wird: Galphimia glauca lautet der zweite Tipp des Experten für Komplementärmedizin. Bereits sieben Studien seien zu dem Ergebnis gekommen, dass dieses Mittel die Augen- und Nasen-Symptome bei Heuschnupfen deutlicher reduzieren als Plazebos.

Weitere natürliche Mittel gegen Heuschnupfen

Die Erkenntnisse zu anderen natürlichen Heilmitteln bei Allergien sind weniger überzeugend, wenn auch es dazu einige positive Erfahrungen gibt. Ob Akupunktur die Beschwerden bei Heuschnupfen zu lindern vermag, untersuchten Wissenschaftler der Berliner Charité in einer Studie mit über 400 Patienten. Der Erfolg war mässig.

Laut einer Untersuchung hilft aber Vitamin E gegen lästige Nasen-Beschwerden. Für Prof. Dr. Edzard Ernst besteht hier jedoch noch Forschungsbedarf. «Eine einzige Studie ist noch nicht ausreichend für ein abschliessendes Urteil.»

Die Pollenprognose des Allergiezentrums Schweiz

www.pollenundallergie.ch

 

Quellen: Universitätsspital Zürich, Stern, Beobachter Gesundheit, Allergiezentrum Schweiz, Sprechzimmer, Solothurner-Zeitung

Text: Christine Lendt

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