«Umweltschutz macht glücklich!»

Mathias Plüss ist freier Wirtschaftsjournalist und hat bereits mehrere Bücher über die Umweltproblematik geschrieben. Im Interview verriet er uns einige seiner besten Nachhaltigkeitstipps.

Ein Mann in schwarzer Jacke in Beret und Brille steht in einem verschneiten Wald
Mathias Plüss weiss, wie auch Verzicht glücklich machen kann. © Tom Halle

Kaum ein Schweizer Buchautor hat sich so umfassend mit der Nachhaltigkeitsthematik im Alltag auseinandergesetzt wie Mathias Plüss. Wie gross das Bedürfnis nach solchen Ratgebern ist, zeigt der Erfolg seines Buches «Weniger ist weniger – klimafreundlich leben von A-Z», das 2021 bereits in der dritten Auflage erschienen ist.

Kürzlich war Mathias Plüss im Stapferhaus Lenzburg zu Gast bei der Diskussion zum Thema «Was nützt wirklich?», die im Rahmen der Ausstellung «Natur. Und wir?» veranstaltet wurde. Die ganze Diskussion zum Nachhören gibt’s hier.

Herr Plüss, was nützt wirklich?

Es läuft darauf heraus, dass wir unseren gesamten Konsum reduzieren müssen. Innovationen allein reichen nicht. Aber es braucht alle, auch die Politik und die Firmen.

Es kann sehr deprimierend sein, zu verzichten, während andere ungehemmt nutzen. Könnte politisches Engagement nicht mehr bewirken?

Das eine schliesst das andere nicht aus. Man kann andere mit seinem Engagement anstecken. Aus der Soziologie weiss man, dass 25 Prozent einer Gesellschaft reichen, um den ganzen Rest anzustecken.

Bei welchem Thema wird der Impact oftmals unterschätzt?

Viele Leute wissen nicht, dass Reis im Vergleich zu den anderen Getreidesorten etwa doppelt so hohe Treibhausgasemissionen verursacht. Das liegt am vielen Methan, welches beim Anbau entsteht. Wenn man bedenkt, dass Reis das Hauptnahrungsmittel der ganzen Menschheit ist, macht das ziemlich was aus.

Was wird gern überschätzt?

Plastiksäckli. Wenn man die Leute fragt, was sie fürs Klima tun, sagen viele zuerst, dass sie auf Plastiksäckli verzichten. Dabei geht es hier um so wenig Material, dass der Impact vernachlässigbar ist.

Eine Hand hält ein Plasticksäckli, in welchem Gemüse und Früchte drin sind
Oft machen wir uns verrückt wegen Kleinigkeiten wie bspw. Plastiksäckli. Dabei ist ihr Impact auf den Klimawandel minimal. Richtig recycelt oder entsorgt, wird es auch nicht zum Problem für unsere Gewässer. © daizuoxin / iStock / Getty Images

Auch der Transport von Waren – hauptsächlich Lebensmittel – wird oft überschätzt. Wenn etwas nicht gerade mit dem Flieger angereist kommt, ist der Transport gar nicht so wichtig. Ausserdem wird heute schon nur noch sehr wenig mit dem Flugzeug transportiert. Aldi und Lidl verzichten bereits gänzlich darauf (Wir berichteten, d. Red.).

Haben Sie einen einfachen Ratschlag für alle, die mehr für die Umwelt tun wollen?

Versucht es zuerst bei Dingen, die euch Freude machen. Denn solche Sachen lernt man schneller. Verzicht und Verlust versucht der Mensch immer zu verhindern. Deshalb stossen Verbote durch die Politik auch immer auf so viel Gegenwehr. Ich empfehle, neue Dinge auszuprobieren, die Spass machen. Du reist gerne? Benutze Nachtzüge! Du liebst technische Gadgets? Versuch mal, diese selbst zu reparieren! Solche Sachen können eine grosse Befriedigung auslösen. Aus der Glücksforschung weiss man sogar, dass Leute, die sowas umgesetzt haben, glücklicher sind und eine grosse Befriedigung erfahren.

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