Markus Ritter: «Wenn wir den Konsumenten zuhören, werden wir Erfolg haben»

Markus Ritter wurde als erster Biobauer überhaupt zum Präsidenten des Schweizerischen Bauernverbands (SBV) gewählt. Warum er in seiner Amtszeit nicht nur die Nachhaltigkeit auf den Höfen fördern, sondern auch die Konsumenten zu Wort kommen lassen will, erklärt er im Interview.

Mit Markus Ritter ist ein Biobauer an der Spitze des Bauernverbandes
Biobauer Markus Ritter ist neuer Präsident des SBV. Foto: St. Galler Bauernverband

Herr Ritter, was bedeutet es für Sie, als erster Biobauer in das Amt des SBV-Präsidenten gewählt zu werden?

Es ist ein riesiger Vertrauensbeweis der Schweizer Bäuerinnen und Bauer, dass sie mir dieses Amt übertragen haben. Für mich bedeutet es eine grosse Verpflichtung im Sinne einer nachhaltigen Landwirtschaft zu arbeiten.

Ist Ihre Wahl ein positives Signal für die ökologische Landwirtschaft?

Meine Wahl zeigt, dass die Schweizerische Landwirtschaft offener geworden ist für ökologisch bewirtschaftete Betriebe. Mir ist aber auch bewusst, dass ich neben meinem Biohof jetzt für alle Bauern einstehen und in der Politik ein Gesamtinteresse vertreten muss.

Sie selbst möchten ein Präsident für alle Bauern sein. Dass Sie dafür auch mal gegen die Ökobauern entscheiden, zeigte sich während einer Agrardebatte im Nationalrat. Dort hatten Sie sich nicht für eine stärkere Ökologisierung der Landwirtschaft eingesetzt, sondern für eine stärkere Produktion. Wie können Sie das mit Ihrer eigenen Position als Biobauer vereinbaren?

Es gibt immer Entscheidungen, bei denen der SBV eine Gesamtheitsposition einnimmt und nicht speziell die Interessen der Biobauern vertritt. Aber wenn man ein Amt wie das des SBV-Präsidenten übernimmt, dann muss man seine persönliche Meinung gelegentlich zurückstellen und auch davon abweichende Beschlüsse überzeugend vertreten.

Kürzlich wurde Maya Graf, die ebenfalls Biobäuerin ist, zur Nationalratspräsidentin gewählt. Stärkt das Ihre Position als SBV-Präsident?

Es ist auf jeden Fall eine Freude, eine Bäuerin als Nationalratspräsidentin zu haben. Sie ist eine sympathische Frau, sowie eine Hoffnungs- und Werbeträgerin für die gesamte Landwirtschaft. Dass sie auch biologisch wirtschaftet, ist ein schöner Zufall.

Welchen Stellenwert hat für Sie eine nachhaltige Entwicklung der Schweizer Landwirtschaft?

Nachhaltigkeit ist natürlich für die gesamte Schweizerische Landwirtschaft ein sehr wichtiges Thema. Viele Schweizer Bäuerinnen und Bauern leben die Nachhaltigkeit auch bereits. Oft wird sie sogar schon unbewusst umgesetzt. Und das ist eine Errungenschaft, die schon 20 Jahre gewachsen ist.  

Würden Sie sich als Biobauer trotzdem wünschen, dass zukünftig mehr Betriebe auf eine biologische Produktion umstellen?

Die Zahl der biologischen Betriebe sollte vom Markt geregelt werden. Diese steigt zwar in vielen Bereichen weiter an, ist teilweise aber auch rückläufig. Und nur wenn mehr Nachfrage nach biologischen Produkten bei den Konsumenten vorhanden ist, und dafür entsprechend höhere Preise gezahlt werden, macht es Sinn die Zahl der Biobauernhöfe zu erhöhen.

Wie wichtig ist es insgesamt für den SBV, die Nachfrage der Konsumenten zu bestimmen?

Unsere Arbeit ist stark verknüpft mit Wirtschaftsverbänden, NGOs und Konsumentenorganisationen. Zwar müssen wir nicht immer alle einer Meinung sein, aber es ist wichtig, dass wir eine gute Zusammenarbeit leisten. Denn wir müssen auf die Konsumenten hören, nur dann haben wir Erfolg.

Interview: Bianca Sellnow

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