Sterbende Korallenriffe: Einmaliger Lebensraum immer stärker bedroht

Sie sind traumhaft schön und bieten Lebensraum für unzählige Arten. Der Besuch eines Korallenriffs, bewaffnet mit Badesachen und Schnorchel, gehört deshalb für viele zu den absoluten Traumferien. Leider sind die Riffe zum grossen Teil stark bedroht. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Korallenriffe: Bedrohung eines einzigartigen Lebensraums
Korallenriffe sind einzigartige Unterwasserwelten. Das grösste ist in Australien zu finden, das Great Barrier Reef. Es ist, wie alle anderen, durch verschiedene, menschgemachte Ursachen stark bedroht. Foto: adokon, iStock, Thinkstock

Addiert man die Fläche aller Korallenriffe der Welt, nehmen sie mehr Raum ein als die Schweiz, Österreich, Deutschland und Dänemark zusammen. Eines der grössten: Das Great Barrier Reef in Australien.

Einmaliges Ökosystem in Australien: Great Barrier Reef stark bedroht

Das weltweit grösste Korallenriff beherbergt etwa 80 Arten von Weichkorallen, 1.500 Arten von Schwämmen – die sich getrocknet in so manchem Badezimmer wiederfinden –, 1.500 Fischarten, 5.000 Arten von Weichtieren, 800 Vertreter der Stachelhäuter, wie dem Seestern, 500 Arten Seetang und immerhin 215 Vogelarten. All diese Lebewesen sind in dem etwa 2.300 Kilometer langen Korallenriff heimisch. Zudem ist es die Kinderstube der ansonsten im kalten Südpolarmeer lebenden Buckelwale und von sechs der sieben existierenden Arten Meeresschildkröten.

Nicht umsonst ist es durch seine Grösse und Artenvielfalt eines der sieben Weltwunder und wurde von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Und doch scheint dieses einzigartige Ökosystem dem Untergang geweiht.

Bedrohung der Korallenriffe hat viele Gründe

Schätzungen gehen davon aus, dass zwischen 1985 und 2012 etwa die Hälfte des Great Barrier Korallenriffs gestorben ist. Dies liegt an Umweltgiften, an der Erwärmung der Meere und der Übersäuerung durch Kohlendioxid in der Atmosphäre. Denn das CO2 wird auch vom Meerwasser aufgenommen und hat teils dramatischen Einfluss darauf, wie Forscher des renommierten Max-Planck-Instituts feststellten.

Gerade komplexe Korallen sterben laut Forschern heute bereits durch die Übersäuerung, da dies ein Absinken des pH-Wertes zur Folge hat, was den Tieren nicht bekommt. Einfache Korallenriffbewohner, wie der Seetang, beginnen hierdurch dagegen, eher stärker zu wachsen. Das schafft ein Ungleichgewicht, welches sich auf den gesamten Lebensraum auswirkt.

Künstliche Korallenriffe schaffen wieder mehr Lebensraum

Riffe können auch von Menschenhand entstehen. Diese künstlichen Korallenriffe haben verschiedene Ursachen und Wirkungen. Etwa durch den Zweiten Weltkrieg wurden unzählige Schiffe versenkt, die heute eine neue Heimat für zahlreiche Korallenarten und Fische darstellen.

Die Praxis des Schiffe versenkens hat man zudem heute bewusst übernommen. In den letzten Jahren werden so immer mehr künstliche Riffe erschaffen, um Erosionen der Küstenstreifen zu verhindern. Unter idealen Bedingungen werden sie dadurch zu künstlichen Korallenriffen, die rein natürlich besiedelt werden.

Ein ganz anderes Korallenriff wurde eher per Zufall an der australischen Gold Coast im Jahr 1998 angelegt. Für ein Projekt, das Surfern perfekte Wellen bescheren sollte, wurden gigantische Sandsäcke mit einer groben Gewebeoberfläche im Meer versenkt. Diese wurden erstaunlich schnell von Korallen und Fischen adoptiert. Die erhoffte, perfekte Welle brachte das 10-Millionen-Dollar-Projekt zwar nicht. Dafür finden touristische Sportfischer nun sehr wohl den einen oder anderen Fisch an ihrem Haken. Gleiches testet man daher derzeit in Neuseeland.

Ob es sinnvoll ist, diese Säcke aus Kunststoff herzustellen, ob der Plastikmüllproblematik in den Weltmeeren, aus Autowracks oder Autoreifen – wie es für hawaiianische, künstliche Korallenriffe versucht wurde -, sei dahingestellt. Die Autowracks jedenfalls waren nach zehn Jahren komplett weggerostet. Und zumindest wird es so geschafft, wenn auch nicht immer gewollt, dem Sterben der Korallen ein wenig entgegen zu wirken.

Fakten zu Korallenriffen

  • Aus Kalkablagerungen gebildet, wachsen Korallenriffe idealerweise bis über den Meeresspiegel und erzeugen dadurch neue Inseln.
  • Das am höchsten aus dem Meer gewachsene Korallenriff ist auf den Malediven zu finden. Es ragt dort bis auf 2.200 Meter über den Meeresspiegel hinaus.
  • Neben den bekannten Riffen in warmen Gewässern gibt es auch kühle Tiefseeriffe und, ganz neu entdeckt, Korallenriffe vor der eisigen Küste Grönlands.
  • Aufgrund der Klimaerwärmung, die auch die Temperatur im Meer erhöht, ist ein empfindliches Gleichgewicht gestört, was zur sogenannten Korallenbleiche führt. Ganze Korallenriffe sind dadurch bedroht.
  • Korallenriffe bedecken lediglich 0,25 % des Meeresbodens, sind aber Lebensraum für 25 % aller Fischarten.
  • Auch die gängige Schleppnetzfischerei bedroht Korallenriffe.

 

Quellen: Max-Planck-Gesellschaft/mpg.de, Wikipedia. Spiegel.de, The Guardian, WWF.de

Text: Jürgen Rösemeier-Buhmann

 

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