Einkaufshelfer im Dschungel der Schweizer Bio-Label

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: das gilt auch für Schweizer Bio-Lebensmittel. Deshalb achten viele Verbraucher beim Einkauf auf ein Bio-Label. Doch kaum einer überblickt den «Labeldschungel». Welche der über 30 Gütesiegel empfehlenswert sind, lesen Sie hier.

Den Überblick über alle Bio-Labels zu behalten, kann heutzutage ganz schön schwer sein.
Foto: © Petr Vaclavek / Hemera / Thinkstock

Die Hälfte der Schweizer Verbraucher achtet laut dem WWF auf Bio-Label, um «echte» Bio-Lebensmittel in den Einkaufskorb zu legen. Doch inzwischen ist ein wahrer Labeldschungel gewachsen und hinter jedem Gütesiegel verstecken sich unterschiedliche sozial- oder umweltverträgliche Kriterien. Jennifer Zimmermann vom WWF Schweiz betont: «Konsumentinnen und Konsumenten wollen zwar Label-Produkte kaufen, sie wissen aber meist nicht genau, wofür diese stehen und in vielen Fällen auch nicht, wie gut sie sind.» Deshalb überprüfte die Organisation gemeinsam mit dem Konsumentenschutz und dem Schweizer Tierschutz STS wie viel Bio in den Labels steckt.

Labels für Bio-Lebensmittel: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Label sorgen dafür, dass aus Bio-Lebensmitteln keine Mogelpackungen werden. Aus diesem Grund wurden 32 Schweizer Lebensmittellabels genauer unter die Lupe genommen. Gefragt waren konsequente Produktion, Umweltschutz, artgerechte Tierhaltung, Verzicht auf Flugtransporte und Gentechnik, soziale Arbeitsbedingungen, reduzierter Einsatz von Zusatzstoffen und unabhängige Kontrollen. Letztlich erhielten nur etablierte Bio-Labels ein «sehr empfehlenswert»:

  • Delinat,
  • Weide-Beef Bio,
  • KAGfreiland,
  • Natura-Beef Bio,
  • Demeter, Naturaplan,
  • Bio Knospe, Fidelio,
  • Migros Bio und
  • Gebana bio und fair.

Hier zeigt sich, dass es die Bio-Eigenmarken der zwei grossen Supermärkte in der Schweiz mit den traditionellen Gütesiegeln aufnehmen können. Sehr verbreitet ist die Knospe Bio Suisse, die weitaus strengere Kriterien als die Bio-Verordnung ansetzt. Der Dachverband der Schweizer Bio-Produzenten schliesst unter anderem Flugtransporte aus und überwacht die schonende Verarbeitung der Produkte. Wer auf diese Bio-Label achtet, kauft mit gutem Gewissen ein.

Auch in der Schweiz: Das deutsche Biolabel Alnatura

Alnaturas Waren tragen das EU-Biosiegel und sind auf eine ökologische Verarbeitung geprüft. Viele der Produkte weisen zusätzlich das Label eines Verbands für ökologischen Anbau (Bioland, Demeter oder Naturland) auf. In der Schweiz kann man Alnatura-Produkte bereits in 75 Migros-Märkten sowie in fünf Alnatura Bio-Supermärkten in Bülach, Winterthur, Zug, Zürich Höngg und Regensdorf finden.

Die Experten stellten einer Reihe von Label das Prädikat «empfehlenswert» aus. Die Note gut ging unter anderem an IP Suisse, TerraSuisse, Agri Natura und AquaGAP. Überraschend ist, dass die Studie auch die Discounter-Bio-Labels «Natur Aktiv» von Aldi oder «Biotrend» von Lidl empfiehlt. Die in der Schweiz produzierten Bio-Lebensmittel erfüllen in der Regel nämlich weit mehr Umweltkriterien als diese importierten Produkte nach EU-Bioverordnung. Die Verordnung der EU beachtet kaum oder gar nicht Regelungen zu Transport, Biodiversität, Wasserverbrauch oder Sozialstandards.

Bio-Label und Gütesiegel auf einen Klick

Auf den Webseiten von WWF Schweiz, Konsumentenschutz und Schweizer Tierschutz STS steht eine Übersicht mit den bewerteten Bio-Label zum Download bereit. Weiterführende Informationen über Bio-Label bietet auch www.labelinfo.ch.
Wem die Empfehlungen nicht ausreichen, kann in einem Kurs mehr über Schweizer Bio-Label und ihre Hintergründe erfahren. Pusch - Praktischer Umweltschutz organisiert im Rahmen des Projekt labelinfo.ch «Label-Kurse», die Licht ins Dunkel des Label-Dschungels bringen und den Teilnehmern zu einem nachhaltigeren Konsum verhelfen sollen.

Wenn man das passende App hat, kann man mit dem Handy Strichcodes scannen.

Mit modernen Handys kann man heutzutage direkt im Laden die Strichcodes scannen um Informationen zu erhalten.

Wer die Label-Empfehlungen beim Einkauf vergessen hat, findet auch per Mobiltelefon Hilfe. Verbraucher können sich mit der «Codecheck»-App über das gewünschte Produkt informieren. Sie erhalten über den Scan des Strichcodes umfassende Fachinformationen, Experten- und Nutzermeinungen, die das unabhängige Online-Nachschlagewerk seit 2004 sammelt. Inzwischen nutzen über sechs Millionen deutschsprachige Konsumenten den kostenfreien Service, der auch im Internet unter www.codecheck.info verfügbar ist. So können sie sich nun bewusster für Bio-Lebensmittel und Bio-Labels entscheiden.

Bio-Lebensmittel: Label gut, alles gut

Der WWF, der Konsumentenschutz und der Schweizer Tierschutz STS befürchten, dass die wachsende Zahl an Bio-Eigenmarken, die hohen Schweizer Richtlinien aufweichen. Das könnte dazu führen, dass Gütesiegel an Glaubwürdigkeit verlieren. Grund genug, um die Labels genauer zu untersuchen. Anhand dieser Empfehlungen sehen Verbraucher nun, wie gut das jeweilige Bio-Lebensmittel ist.

Fazit: Gelabelte Produkte sind grundlegend besser als Lebensmittel ohne Gütesiegel. Denn Bio-Produkte sind die am häufigsten und am strengsten überprüften Lebensmittel.

Linktipps

  • www.labelinfo.ch - Labelinfo bietet unabhängige Informationen über Umwelt- und Soziallabels
  • www.codecheck.info - Per Produktcode bietet das unabhängige, deutschsprachige Nachschlagewerk umfassende Informationen, Experten- und Verbrauchermeinungen
  • www.konsumentenschutz.ch - Die Stiftung für Konsumentenschutz engagiert sich bereits über 44 Jahre für die Anliegen der VerbraucherInnen.
  • www.wwf.ch/foodlabels - Der WWF Schweiz bietet eine Übersicht aller Bio-Labels als PDF-Download an

 

Text: Kerstin Borowiak

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