David Stickelberger: «Erneuerbare Energien sind die Zukunft»

Wie wichtig ist, auch vor dem Hintergrund des Atomunfalls in Japan, ein Umstieg auf Erneuerbare Energien? Und ist ein Atomausstieg wirklich realistisch? David Stickelberger, Geschäftsleiter von Swissolar, sprach mit nachhaltigleben über die Zukunft einer nachhaltigen Energieversorgung.

David Stickelberger von Swissolar im Interview über Erneuerbare Energien.
David Stickelberger, Geschäftsleiter Swissolar. Foto: Archiv

Welche Bedeutung hat der Atomunfall in Japan für Sie?

Der Vorfall war ein Schock. Ein solcher Unfall war immer befürchtet worden und jetzt ist es passiert. Dadurch zeigt sich jedoch, wie wichtig es ist, dass wir möglichst schnell den Umstieg schaffen, weg von fossilen und hin zu erneuerbaren Energien.

Kann es eine Stromversorgung geben, die komplett auf Atomkraftwerke verzichtet?

Ja, es kann durchaus eine Energieversorgung stattfinden, die sowohl auf Atomkraft als auch auf andere fossile Energien verzichtet. Der Energiebedarf der Schweiz könnte komplett mit Erneuerbaren Energien gedeckt werden.

Wie könnte eine Versorgung ausschliesslich mit Erneuerbaren Energien aussehen?

Ein grosser Teil der Energie kann durch Solarzellen erzeugt werden. Die Schweiz ist zudem in der besonderen Situation, dass sie ein grosses Potential für die Versorgung mit Strom aus Wasserkraft nutzen kann. Zusätzlich sind die Energiegewinnung durch Wind und Biomasse möglich.

Wieviel des Energiebedarfs kann durch Solarstrom gedeckt werden?

Sonnenenergie kann alleine mindestens 30 Prozent der Stromversorgung in der Schweiz abdecken, wenn man das Potential für Solaranlagen auf bereits bestehenden Gebäuden ausnutzen würde. Dabei sind mögliche Freiland-Bauten noch nicht eingerechnet.

Das Potential für Solarenergie in der Schweiz ist im Vergleich zu Ländern wie Deutschland oder Österreich noch wenig genutzt. Warum?

Das liegt an dem mangelnden politischen Willen. An einigen Stellen wird bewusst gegen einen Atomausstieg gearbeitet. Die Energiepolitik ist zudem intransparent und unbeweglich. Das führt dazu, dass der Bau von Solaranlagen zu wenig staatlich gefördert wird.

Was muss sich in der Energiepolitik ändern, damit mehr auf Solarenergie gesetzt wird?

Es müssten grundsätzliche Änderungen stattfinden. Durch den Vorfall in Japan gibt es die Hoffnung, dass es zu einem Umdenken kommt. Allerdings besteht auch die Befürchtung, dass die Politik diesen Vorfall einfach abwartet und das Problem damit umgeht, bis sich alles wieder beruhigt hat. Dabei wäre es gerade jetzt nötig zu handeln, um einen Ausstieg aus der Atomenergie zu erreichen.

Was können die Verbraucher tun, um die Versorgung mit Erneuerbaren Energien möglichst schnell voranzutreiben?

Jeder Hauseigentümer kann zunächst einmal eine Solaranlage auf seinem eigenen Dach integrieren. Um einen Durchschnittshaushalt zu versorgen, reichen bereits 20 – 25 m2 Fläche Solarzellen. Aber auch als Mieter kann man etwas tun. Die meisten Stromversorger bieten bereits an, dass jeder Verbraucher selbst wählen kann, woher er seinen Strom beziehen möchte. Zusätzlich kann jeder Einzelne den Stromverbrauch senken.

Gesetzt den Fall, es werden in der Schweiz ähnlich wie in Deutschland Atomkraftwerke abgeschaltet. Wie lange würde es dauern, bis eine Versorgung nur mit alternativen Energien realistisch möglich wäre?

Eine hundertprozentige Versorgung mit Erneuerbaren Energien könnte in der Schweiz innerhalb der nächsten 10 bis 20 Jahre realisiert werden. Dazu wäre allerdings eine stärkere Förderung notwendig.

Solaraktien sind in den letzten Tagen in Deutschland stark gestiegen. Wird es jetzt auch in der Schweiz einen Boom für Solarenergie geben?

Das ist zu hoffen. Die Solarbranche ist in der Schweiz ausgezeichnet positioniert. Wir verfügen über viele Firmen mit sehr guten Fachkenntnissen. Hoffentlich kann dieses Potential in Zukunft auch vermehrt für den Aufbau von Solarzellen in der Schweiz genutzt werden und nicht, wie bisher, hauptsächlich im Ausland.

Weitere Informationen zur Zukunft der Solarenergie

Die Photovoltaik ist auf rasantem Weg vom Nischenprodukt zu einem der zentralen Pfeiler unserer Stromversorgung. „10% Solarstrom bis 2025!“ lautet deshalb das Motto der Swissolar-Tagung Photovoltaik Schweiz 2011 vom 13. und 14. April 2011 in Fribourg. Mehr erfahren Sie unter www.swissolar.ch.

Interview: Bianca Sellnow

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