Fertiggerichte: Was steckt drin und wie gesund sind sie?

Fünf Minuten in der Mikrowelle oder im Wasserbad, und schon steht das Essen auf dem Tisch - Keine Frage, Fertiggerichte sind enorm praktisch. Doch bei Vorkommnissen wie dem Pferdefleischskandal fragt man sich, was in den Gerichten steckt und wie gesund sie eigentlich sind.

Wie gesund sind Fertiggerichte?
Fertiggerichte enthalten oft ungesunde Zusätze, auch viele der Bio-Fertiggerichte sind nicht besser. Foto: Jack Puccio, iStock, Thinkstock

Die wohl meisten Schweizerinnen und Schweizer kommen zumindest gelegentlich in Situationen, in denen sie zu Fertiggerichten greifen (müssen). Sei es, dass beide Elternteile berufstätig sind, ein Single keine Lust hat «nur» für sich zu kochen oder das Bild auf der Verpackung einfach zu verlockend aussieht. Mal abgesehen von falsch deklarierten Produkten, die Pferde- statt Rindfleisch enthalten, steckt aber noch so einiges anderes weniger erfreuliches in Fertiggerichten. Das gilt leider auch für viele Bio-Produkte.

Fertiggerichte: Inhaltsstoffe reichen nicht für ausgewogene Ernährung

Über regelrechte gesundheitliche «Gefahren durch Fertiggerichte» schreibt der deutsche Medizinjournalist Prof. Hademar Bankhofer. Insbesondere, wenn es sich um Fertigkost aus der Dose handele, werde der Körper nicht ausreichend mit Vitaminen versorgt, weil diese Inhaltsstoffe bei der Herstellung grösstenteils zerstört würden. Wenn man schon Fertiggerichte konsumiere, rät der Experte, sollte man die Zutatenliste genau kontrollieren. Und: «Je länger eine Speise haltbar ist, desto mehr Zusatz- und Konservierungsstoffe enthält sie.» Zum Ausgleich sollte man zusätzlich schonend gedämpftes Gemüse oder einen knackigen, frischen Salat essen. Nach seiner Einschätzung ist es übrigens Nonsens, aus Zeit- oder Kostengründen Fertiggerichte zu wählen. «Auch das Zubereiten vieler frischer Speisen dauert nicht viel länger. Und Fertiggerichte sind nicht immer eine preiswerte Lösung.»

Fertiggerichte: Natürlich und Bio im Trend

Auf das wachsende Bedürfnis der Konsumenten nach Qualität, Bio und unbedenklichen Inhaltsstoffen haben die Hersteller längst reagiert. Zumindest legen Werbeversprechen oftmals nahe, dass Fertiggerichte gesund seien. Frosta etwa hat nach eigenen Angaben alle Zusatzstoffe wie Geschmacksverstärker sowie Instantnudeln und Schmelzkäse von der Zutatenliste gestrichen. Mit Produkten wie Nasi Goreng, Paella und Gemüse-Pfanne ist der Tiefkühlprodukte-Spezialist auch in der deutschsprachigen Schweiz vertreten. Auch Bio-Fertigprodukte sind mittlerweile «selbstverständlich», berichtete Ökotest bereits im Februar 2010. Verschiedene Tests der schnellen Mahlzeiten fielen jedoch ernüchternd aus. «Zu viel Kalorien, zu viel Salz, zu viele Aromen und unerwünschte Zusätze lassen viele Fertiggerichte alt aussehen», resümierte das deutsche Konsumentenmagazin. Dies gelte bis dato auch für vegetarische Fertiggerichte.

Halten Bio-Fertiggerichte, was man erwartet?

Für das Jahrbuch 2012 untersuchte Ökotest 22 fleischlose Fertiggerichte. Dabei ging es insbesondere um Schadstoffe, den Salzgehalt oder Zusätze sowie den Geschmack. Auch die Frage «Hält der Inhalt, was die Verpackung verspricht?» stellten sich die Tester. Das Ergebnis überzeugte kaum. Die vegetarische Lasagne vom Bio-Hersteller Demeter-Felderzeugnisse wurde als einziges Produkt mit der Gesamtnote «sehr gut» bewertet. Lediglich vier Mal konnte das Urteil «gut» vergeben werden, darunter auch ein Produkt von Frosta (Tortellini in Käse-Sahne-Sauce). Die meisten Marken erreichten jedoch nur ein «befriedigend» oder «ausreichend». Eine glatte Sechs gab es für die Penne-Gorgonzola-Gerichte von Lidl.

Fertiggerichte Pizza

Im Ökotest schneiden Fertiggerichte schlecht ab. Sie enthalten zu viele Zusätze. Foto: Alexander Mychko, Hemera, Thinkstock

Viele Fertiggerichte enthalten zu viel Salz, bestätigte Ökotest. Dem Bericht zufolge steckt in den untersuchten vegetarischen Mahlzeiten zwar weniger als beispielsweise in Tiefkühl-Salamipizzen. Doch es waren auch zwei (nur in Deutschland erhältliche) Bio-Kartoffeltöpfe dabei, die die empfohlene Menge pro Tag deutlich überschritten.

In zahlreichen Produkten fand sich zudem Glutamat. Diese geschmacksverstärkende Substanz gilt als umstritten, da empfindliche Personen auf den Konsum mit Schläfendruck, Kopfschmerzen oder einem steifen Nacken reagieren können. Der Haken: Weil Glutamat meist als Bestandteil von Hefeextrakt oder Würze in das Produkt eingebracht wird, ist es auf den ersten Blick nicht so leicht erkennbar wie das synthetisch gewonnene Mononatriumglutamat, das etwa in den Gemüse Ravioli von Maggi gefunden wurde.

Fünfmal entdeckten die von Ökotest beauftragten Labore grössere Mengen von Schadstoffen in den vegetarischen Fertiggerichten. Es handelte sich um den Fettschadstoff 3-MCPD-Ester und den möglicherweise noch problematischeren Stoff Glycidyl-Ester. Diese Substanzen entstehen bei der Raffination von Ölen und Fetten. Auch erhöhte Werte des Schwermetalls Cadmium wurden in einigen Produkten gefunden.

Fazit: Besser selbst kochen statt Fertiggerichte

Neben Zusatzstoffen werden Fertiggerichte oft mit qualitativ minderwertigeren Zutaten wie Schmelzkäse anstatt Käse, Sahne, Milch, gutem Pflanzenöl und natürlichen Dickungsmitteln (Stärke oder Mehl) zubereitet - deutliche Abstriche also gegenüber selbstgekochtem Essen. Relativ oft wird das Gericht auf der Verpackung auch deutlich ansprechender präsentiert, als es auf dem Teller tatsächlich aussieht. Selbst zu kochen ist daher insgesamt noch die bessere Lösung. Und wer das nicht immer schafft, kann sich auch mit schnellen Gerichten gesünder ernähren als mit Fertigprodukten. Dafür gibt es viele Mahlzeiten die zum «Gesunden Fastfood» zählen.

Bio-Fertiggerichte in der Schweiz

  • Coop hat mit der Bio-Eigenmarke «Naturaplan» auch einige Bio-Fertiggerichte in den Regalen. Darunter Knöpfli, Spätzli, Tortelloni, Raviolini und Pizza.
  • Alnatura bietet einige Fertiggerichte an, die ohne chemische Zusatzstoffe auskommen
  • Über Demeter-Produkte können Sie sich auf der Homepage des Schweizerischen Verbandes informieren.

 

Quellen: Ökotest, Prof. Hademar Bankhofer, Demeter, Alnatura, Coop

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