Klimaschutz beginnt im Supermarkt
Der Wunsch nach einem kleineren CO2-Fussabdruck hat auch die Lebensmittelbranche erreicht. Immer häufiger wird deshalb der CO2-Fussabdruck von Lebensmitteln auf der Verpackung angegeben. Was ökologisch sinnvoll ist, hat bei der Berechnung allerdings auch seine Tücken.

Dass ein Rangerover mehr CO2 in die Luft bläst als ein Smart ist allseits bekannt. Dass aber bei der Erzeugung von Rindfleisch zehnmal soviel Treibhausgase anfallen wie bei jener von Geflügel, wissen die wenigsten. Oder dass Reis das Klima dreimal stärker belastet als Gerste und Tomaten gar zehnmal stärker als Karotten. Deshalb soll die CO2- Transparenz nun auch bei Lebensmitteln grösser werden.
Einkaufen mit gutem Gewissen liegt im Trend
Mehr denn je wird heute von der Kundschaft gefordert, dass der Handel und die Industrie konkrete Schritte im Kampf gegen den Klimawandel unternehmen. Und diese auch zeigen. Zum Beispiel auf den Etiketten ihrer Produkte, gleich neben Fettgehalt, Zusammensetzung und Kalorienangaben. Auf Kartoffelchips, Tomaten und anderen Lebensmitteln steht dann, wie viel CO2 bei Anbau, Ernte und Transport pro 100 Gramm anfallen. Dabei soll dem Kunden bewusst werden, dass er den CO2-Ausstoss durch die Wahl der Produkte, die er kauft, beeinflussen kann.
Auch in der Schweiz ist die Diskussion um eine CO2-Deklaration im Gange und erste Schritte wurden bei den Grossverteilern bereits unternommen. So führt Coop Waren mit der Deklaration «by air» in seinem Sortiment, welche Fleisch, exotische Früchte und Gemüse kennzeichnet, die mit dem Flugzeug importiert wurden. Diese Kennzeichnung beziehe sich aber nur auf den Transport des Produktes, erklärt Pressesprecher Nicolas Schmid von Coop. Einen Schritt weiter ist die Migros. Als erste Detailhändlerin in der Schweiz führte die Migros 2008 die CO2-Deklaration für Produkte ein. Sie lässt von unabhängigen Experten die CO2-Emissionen und die Umweltbelastung einzelner Food- und Nonfood-Produkte in fünf klimarelevanten Sortimentsbereichen berechnen. Anschliessend werden die für die Kundschaft relevanten Informationen am Verkaufspunkt mit dem Label «approved by climatop» deklariert. Damit entspricht die Migros dem steigenden Bedürfnis der Konsumentinnen und Konsumenten nach Transparenz und nach Produkten, die das Klima möglichst wenig belasten.
Dabei hoffen nicht nur die Grossverteiler vom neuen Umweltbewusstsein ihrer Kundschaft zu profitieren, sondern auch die Schweizer Bauernlobby. Sie sieht ihre Chance in einem neuen Klima-Label, da regionale Produkte bezüglich CO2-Ausstoss in der Regel besser abschneiden als Importprodukte.
Tücken bei der Berechnung
Das grundsätzliche Problem ist nun die Frage, wo die Berechnung des CO2 Fussabdruckes anfängt und wo sie aufhört. Nehmen wir das Beispiel Tomate: deren CO2-Wert lässt sich relativ leicht errechnen : bis zum Supermarkt. Anschließend wird es kompliziert: Kommt die Tomate roh in den Salat, erzeugt sie in der Nutzungsphase kaum CO2, kommt sie auf eine Pizza und lange in den Ofen, erzeugt sie sehr viel CO2. Die Verarbeitung zu berücksichtigen ist für Hersteller wichtig, um verschiedene Produkte vergleichbar zu machen. Ebenso fällt der Weg vom Einkauf, zurückgelegt mit Velo, Auto oder Bus, ins Gewicht.
Klimafreundliche Lebensmittel sind gesund
Eines scheint aber sicher - eine gesunde Ernährung verträgt sich in den meisten Fällen bestens mit dem Klimaschutz: Karotten, Kartoffeln und Poulet, zum Dessert Waldbeeren - so sieht eine klimaschonende Mahlzeit aus. Dabei sollten die Produkte natürlich aus der Region stammen. Auch Bio-Lebensmittel sparen gegenüber konventionellen etwa 10 Prozent Treibhausgase ein. Fisch hingegen ist problematisch: Er ist zwar gesund, der Diesel, den die Fangschiffe verbrauchen, vermiesen aber seine Klima-Bilanz. Neben den Vegetariern, die das Klima nur halb so stark aufheizen, wie «Allesesser», essen die Veganer, die auch noch auf Milchprodukte verzichten, am klimafreundlichsten.
Text: Anna Birkenmeier
Klimafreundliches Einkaufen
Sie kaufen klimafreundlich ein, indem Sie darauf achten, dass
- die Lebensmittel und andere Produkte umweltverträglich produziert wurden.
- es sich bei den Produkten um saisonale Produkte und Produkte mit kurzem Transportweg, d.h. regionale Produkte, handelt.
- Ihre Elektrogeräte eine Energieklasse ab Klasse A aufweisen.
- Sie grosse Mengen einkaufen (Wochenendeinkauf). Das reduziert Einkaufsfahrten und somit CO2-Emissionen.
- Sie Ihren Einkauf wenn möglich zu Fuss, per Velo oder mit dem öffentlichen Verkehr erledigen.