Nachhaltige Investments: Mehr als ein Modetrend

Wer nach den Anfängen Nachhaltiger Investments sucht, muss mehr als 100 Jahre zurückgehen. Alleine dadurch zeigt sich, dass sie alles andere als ein Modetrend sind. Im Gegenteil verzeichnen nachhaltige Geldanlagen bereits eine lange Tradition und erobern, auch aufgrund ihrer vielen Vorteile, heute einen immer grösseren Teil des Anlagenmarktes.

Nachhaltige Investments: Lange Tradition statt kurzer Modetrend
Nachhaltige Investements haben Tradition und sind alles andere als ein kurzfristiger Modetrend. Foto: gunnar3000, iStock, Thinkstock
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Religiöse Gruppierungen in den USA und England waren es zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die von ihren Banken forderten, nicht in die Rüstungsindustrie und in Unternehmen aus den Bereichen Glücksspiel, Alkohol und Pornografie zu investieren. In den siebziger Jahren gaben die Bewegungen gegen das Apartheid-Regime in Südafrika und den Vietnamkrieg ethischen Anlagekriterien Auftrieb. Ziel war es, über Ausschlüsse bei Geldanlagen das südafrikanische Regime und die Profiteure des Vietnamkriegs ökonomisch zu schwächen.

In den achtziger Jahren kamen mit dem Aufkommen der Ökologie-Bewegung erstmals auch Positivkriterien hinzu. In dieser Zeit sind die ersten Fonds mit dem Fokus Erneuerbare Energien entstanden. Mit Investments sollten nicht mehr nur unethisch bewerteten Branchen und Unternehmen Kapital entzogen werden, sondern gezielt in Bereiche investiert werden, die einen Beitrag zum sparsamen Umgang mit Ressourcen und zum Umweltschutz leisten.

Investments stärken Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft

Rückblickend können wir heute sagen, dass damals wichtige und weitsichtige Pionierarbeit geleistet worden ist. Die Notwendigkeit, die Umwelt für die heutigen und die künftigen Generationen zu bewahren, ist inzwischen unumstritten. Ein weiteres zentrales Thema ist die Energiewende. Um den Klimawandel zu stoppen oder zumindest zu verlangsamen, müssen die CO2-Emissionen deutlich gesenkt werden. Die Endlichkeit der fossilen Energieträger erfordert es, auf erneuerbare Formen der Energiegewinnung umzusteuern. Für diese Ziele die Hebelkraft von Nachhaltigen Investments zu nutzen, kann ein wesentlicher Beitrag für eine Entwicklung der Wirtschaft und Gesellschaft in Richtung Nachhaltigkeit sein.

Nachhaltigkeit umfasst dabei neben der ökologischen Dimension gleichberechtigt auch soziale und ethische Aspekte. Aus diesem Grund ergänzen bei Nachhaltigen Geldanlagen ökologische, soziale und ethische Bewertungspunkte die klassischen Kriterien Rentabilität, Liquidität und Sicherheit. So zählen beispielsweise heute die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO zu den häufig genutzten Kriterien bei nachhaltigen Anlageprodukten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auf diese Weise kann der Finanzmarkt auch einen Beitrag dazu leisten, die Lage von Arbeitnehmern zu verbessern.

Nachhaltige Geldanlagen haben ein geringes Risiko bei vergleichbarer Rendite

Die Entscheidung privater und institutioneller Anleger für nachhaltige Anlageprodukte und Anlagestrategien ist aber auch aus einer rational ökonomischen Perspektive heraus sinnvoll. Das Vorurteil, Nachhaltigkeit ginge zu Lasten der Rendite, haben Studien längst widerlegt. Dass sich die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien positiv auf Kursentwicklungen auswirken kann, zeigen auch Aktienindizes (siehe Grafik).

Ein Vergleich des Dow Jones Sustainability World Index mit seinem konventionellen Pendant belegt eindrucksvoll: Die in punkto Nachhaltigkeit jeweils führenden Unternehmen eines Branchensegments, die der Dow Jones Sustainability World Index abbildet, übertreffen auch über den Zeitraum von zehn Jahren hinweg diejenigen des Dow Jones Index, der keine Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt.

Neben der Performance sprechen aber auch weitere ökonomische Aspekte für Nachhaltige Investments. Beispielsweise kann Nachhaltigkeit zur Reduktion von ökonomischen Risiken beitragen und wird als ein wesentliches Element eines erfolgreichen Reputations-Managements geschätzt. Viele institutionelle Investoren sehen darüber hinaus die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien als Teil ihrer treuhänderischen Pflicht an.

Die Kursentwicklungen von nachhaltigen und nicht-nachhaltigen Aktienindizes im Vergleich

Nachhaltige Investments auf neuem Höchststand

(Zum Vergrössern Grafik bitte anklicken)

Nachhaltige Investments sind auch bei Privatanlegern hoch im Kurs

Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, dass Nachhaltige Investments seit Jahren Zuwächse verzeichnen. Die Erhebungen, die das Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V. jährlich durchführt, zeigen seit 2005 einen klar stabilen Aufwärtstrend – einzige Ausnahme ist das Finanz- und Wirtschaftskrisenjahr 2008. Das Volumen Nachhaltiger Geldanlagen in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist zuletzt um weitere 16 Prozent gewachsen. Und die Finanzbranche geht davon aus, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird. Gerade hat auch eine Umfrage der Verbraucherzentrale Bremen das Interesse von Privatanlegern an Nachhaltigen Geldanlagen bestätigt. Ein knappes Drittel bekundete grosses bis sehr grosses Interesse an ethisch-ökologischen Investments.

All dies zeigt klar und deutlich, dass nachhaltige Finanzprodukte im Begriff sind, immer grössere Teile des Anlagemarktes zu erobern. Von einem kurzfristigen Modetrend oder Hype kann angesichts der Marktdaten keine Rede sein. Die lange Geschichte Nachhaltiger Geldanlagen zeigt eine stetige Entwicklung, die längst nicht abgeschlossen ist. Zum Glück – mag manch einer denken. Denn allein mit Blick auf die Energiewende ist klar: Es müssen alle Kräfte – auch die privater und institutioneller Investoren – gebündelt werden, um diese Herausforderung zu meistern. Es bleibt zu hoffen, dass einzelne Negativbeispiele – wie sie in anderen Branchen und bei konventionellen Finanzprodukten ebenso vorkommen –  diese positive Entwicklung nicht abzudämpfen vermögen.

Autor: Volker Weber

Volker Weber ist Vorstandsvorsitzender beim Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V.

Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG), der Fachverband für Nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, repräsentiert mehr als 180 Mitglieder, die sich für mehr Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft einsetzen. Dazu zählen Banken, Kapitalanlagegesellschaften, Rating-Agenturen, Finanzberater, wissenschaftliche Einrichtungen und Privatmitglieder. Das FNG fördert den Dialog und Informationsaustausch zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik und setzt sich seit 2001 für verbesserte rechtliche und politische Rahmenbedingungen für nachhaltige Investments ein. Das FNG verleiht das Transparenzlogo für nachhaltige Publikumsfonds, gibt die FNG-Nachhaltigkeitsprofile und die FNG-Matrix heraus und ist Gründungsmitglied des europäischen Dachverbandes Eurosif.

 

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