Die Vielfalt nachhaltiger Anlagen besser überblicken
Welche Formen nachhaltiger Anlagen gibt es? Inwiefern unterscheiden sich die Investments voneinander? Einen Überblick und weitere Informationen zu den unterschiedlichen Arten nachhaltiger Anlagen finden Sie hier.

Der Markt für nachhaltige Investments weist ein ausserordentlich hohes Wachstum auf: allein zwischen Juni 2006 und Juni 2007 hat sich das Volumen in der Schweiz auf rund 25 Mrd. Franken glatt verdoppelt. Das liegt sicherlich auch daran, dass der Begriff der Nachhaltigkeit heute allgegenwärtig ist.
Das 1992 eingeführte Leitbild der Nachhaltigkeit hinterlässt immer tiefere Spuren in Gesellschaft und Wirtschaft. Der Markt nachhaltiger Investments ist mit seinen nun 14 Jahren zwar noch relativ jung, aber doch älter, als viele vielleicht vermuten würden. Und: er weist hinsichtlich der Produktvielfalt eine hohe Dynamik auf. Bis etwa zum Jahr 2000 bestand das Angebot an nachhaltigen Produkten lediglich aus Aktien und Obligationenanlagen. Auch heute stellen diese beiden Kategorien das Rückgrat nachhaltigen Investments dar. In der Angebotspalette befindet sich inzwischen aber zusätzlich eine Vielzahl von Indizes, Zertifikaten, Private Equity-Anlagen bis hin zu ersten Hedge Funds.
Grosse Vielfalt an nachhaltigen Investments
Damit Interessierte in dieser rasanten Entwicklung nicht die Übersicht verlieren, werden im Folgenden die heute bereits vorhandenen Formen nachhaltigen Investments vorgestellt und kategorisiert.
Ausgangspunkt der Betrachtung ist die Frage, ob bei den Anlagen eine positive oder eine negative Sicht zugrunde liegt. Die negative Sicht, die heute vor allem noch in angelsächsischen Ländern betrieben wird, stellt einen bewussten Verzicht auf gewisse Investments dar. Diese sogenannten Negativ oder Ausschlusskriterien sind häufig produktorientiert (zum Beispiel Kernenergie, Rüstung) und nur in wenigen Fällen prozessorientiert (zum Beispiel Kinderarbeit).
In Kontinentaleuropa hat sich bei nachhaltigen Investments eine positive Sichtweise durchgesetzt, es wird entsprechend dem sogenannten best-in-class-Ansatz bewusst in aus Nachhaltigkeitssicht interessante Titel angelegt. Nichtnachhaltige Titel werden somit nur implizit gemieden. Die Umsetzung dieser positiven Sichtweise kann auf zwei unterschiedliche Arten erfolgen: durch einen Stil, den man schon heute als klassisch nachhaltiges Investment bezeichnet, und durch Anlagen in Nachhaltigkeitsthemen.

Bei klassischen nachhaltigen Investments wird ausschliesslich auf die Rendite geachtet. Foto: IPGGutenbergUKLtd, iStock, Thinkstock
Grundlage aller Anlageentscheidungen ist bei nachhaltigen Investments ein Research, das Unternehmen, im Falle von Obligationen aber auch anderen Emittenten wie Staaten und internationale Organisationen, hinsichtlich ökologischer, sozialer und Governance-Aspekten untersucht. Hierbei fliessen zwar auch Daten über die ökologische und soziale Verträglichkeit von Produkten ein, jedoch liegt das Hauptaugenmerk auf der Prozessebene. Auf der Umweltseite wird der Frage nachgegangen, wie ökologisch effizient ein Unternehmen Produkte herstellt, auf der sozialen Seite, wie gut es mit seinen Anspruchsgruppen (Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten und so weiter) umgeht.
Weil Effizienz zwar eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für eine nachhaltige Entwicklung ist, wird heute üblicherweise der positive Ansatz nachhaltigen Investments um Ausschlusskriterien ergänzt. Andernfalls wären so paradoxe Investments wie eine ÖkoTellermine vorstellbar. Ein weiteres, immer wichtiger werdendes Element ist das sogenannte Engagement, das aus zwei Ebenen besteht. die eine ist die Wahrnehmung der Stimmrechte. Die andere ist das Eintreten in einen Dialog mit Unternehmen über Themen, die für langfristig orientierte Anleger von besonderem Interesse sind.
Wahrnehmung der Stimmrechte
Erfahrene Anleger verfolgen mittel- bis langfristige Gewinnstrategien. Sie wissen: Wer in Aktien investiert, erwirbt nicht nur Kapitalwerte, sondern auch ein Recht auf Information – und die Chance auf Mitbestimmung. Wer diese wahrnimmt, kann Einfluss nehmen, kann an der Wahl des Verwaltungsrats teilnehmen, kann Transparenz über Jahresgehälter erwirken, kann die Unternehmensführung auf Good Governance verpflichten und für den Weg der Nachhaltigkeit sensibilisieren.
Dialog mit Unternehmen
Mit Unternehmen einen Dialog zu führen, ist notwendiger Bestandteil einer langfristigen Investitionsstrategie, welche die nachhaltige Entwicklung berücksichtigt. Durch den Dialog werden die Unternehmen auf eine gute Corporate Governance und auf die Anforderungen der nachhaltigen Entwicklungen sensibilisiert, damit ein Verbesserungsprozess eingeleitet wird. Letztlich ist es das Ziel, den Wert der Unternehmen langfristig für ihre Aktionäre und alle anderen Anspruchsgruppen zu steigern.
Ein Beispiel, dass ein solcher Dialog auch im Verbund mit anderen stattfinden kann, ist das Carbon disclosure Project (CdP), die weltweit grösste Aktionärsgruppierung. deren 315 Mitglieder, die ein Vermögen von mehr als 41 000 Mrd. USDollar verwalten, befragen seit 2002 jährlich die weltweit grössten Börsenkotierten Unternehmen, wie diese konkret mit den Herausforderungen des Klimawandels umgehen. Das Ergebnis dieser Befragung dient den Mitgliedern dazu, die mit Investments in diese Unternehmen verbundenen Risiken und Chancen in ihre Anlagestrategie zu integrieren.

In Nachhaltigkeits-Themen zu investieren ist zum Beispiel mit einer Geldanlage in Solarenergie möglich. Foto: Guenter Guni, iStock, Thinkstock
In den letzten zwei bis drei Jahren ist eine Anlagekategorie besonders in den Fokus der Anleger geraten: Investments in Nachhaltigkeitsthemen. Dies können sowohl Einzelthemen wie erneuerbare Energie oder Wasser sein, aber auch ganze Themenkomplexe wie Klimawandel. Es ist offensichtlich, dass dieser Investitionsansatz sehr auf die Produkte von Unternehmen ausgerichtet ist. Um aber den grossen Vorteil nachhaltigen Investments, nämlich das Vermeiden von unternehmensspezifischen Nachhaltigkeitsrisiken, nutzen zu können, bedarf es mindestens eines weiteren Elements, also der Anwendung von Ausschlusskriterien oder Engagement. Beide grosse Richtungen, das heisst klassische nachhaltige Investments und Nachhaltigkeitsthemen, können inzwischen auch passiv gemanagt werden, da jeweils entsprechende Indizes existieren.
Fazit zu den Formen nachhaltiger Anlagen
Heutige Entscheide und Handlungen zeichnen die Welt von Morgen vor. Im Hinblick auf eine ökonomisch, ökologisch und sozial vertretbare Zukunft spielt der Finanzsektor eine grosse Rolle, da er das Geschäftsverhalten von Unternehmen stark beeinflusst. Kraft ihrer Anlagepotenziale sind institutionelle Anleger wie Pensionskassen oder Stiftungen wichtige Marktgestalter. Sie treffen nicht nur kluge Investitionsentscheidungen, sie verwalten indirekt auch die künftigen Lebensgrundlagen ihrer Mitglieder und Versicherten.
Die Wahrnehmung dieser Verantwortung wird aber auch von den Märkten belohnt: denn viele Studien und auch die inzwischen langjährige Erfahrung zeigen, dass Investoren, die zusätzlich ökologische, soziale und Governance-Kriterien einsetzen, überdurchschnittliche Renditen bei tendenziell geringerem Risiko erwirtschaften können.
Heute gilt mehr denn je, dass es für jeden institutionellen Investor eine Vielzahl von Bausteinen gibt, die noch weiter auf seine Bedürfnisse zugeschnitten werden können und die es ihm ermöglichen, einen nachhaltigen Mehrwert generieren zu können.
Quelle: Schweizerirsche Personalvorsorge; Text: Erol Bilecen, Bank Sarasin & Cie AG; Urs Holliger, Ethos, Zürich