Energiespeicher: Wann kommt der «Super-Akku»?
Die Planung des Atomausstiegs sieht eine enorme Förderung von erneuerbaren Energiequellen vor. Das stellt die lückenlose Energieversorgung vor viele Herausforderungen.. Wie soll man beispielsweise Wind- und Solarenergie nutzen, wenn mal kein Wind weht und wochenlang weit und breit keine Sonne scheint?

Die Speicherung der gewonnenen Energie für «karge» Zeiten gehört zu den grössten Problemen der Energiewende. Da überrascht die Prognose der US-Marktforschung Pike Research zu diesem Thema nicht: Rund 100 Milliarden Franken sollen in den nächsten zehn Jahren weltweit in Energiespeicher investiert werden. «Die Zeit ist gekommen: Versorger, Netzbetreiber und Ausrüster bemühen sich sichtlich, neue Speicherlösungen zu finden», so die Analystin von Pike Research Anissa Dehamna in einer Medienmitteilung. Das angestrebte Ziel? Die Entdeckung des Super-Akkus. Bis dahin wird es allerdings ein langer Weg, wie im Öko-Energieblog für Basel die-energie-bin-ich.ch erläutert wird.
Viele Techniken wurden bisher entworfen, nur bei einer davon werden derzeit wirtschaftliche Erfolge festgestellt. Pumpspeicherkraftwerke speichern die Energie aus Wasserkraftanlagen. Das Wasser, das nicht direkt als elektrische Energie ins Stromnetz eingespeist werden kann, wird in Speicherbecken hochgepumpt. Später wird es wieder hinabgeleitet, sodass aus der potentiellen Energie wieder elektrische wird, indem Turbinen Strom erzeugen. Der Erfolg von solchen Pumpspeicherkraftwerken wird auch dem hohen Wirkungsgrad zugeschrieben. Bis zu 85% der gespeicherten Energie kann wieder umgewandelt werden. Acht Wasserkraftwerke in der Schweiz wenden bereits die Pumpspeicher-Technik an.
Eine weitere Möglichkeit, um Energie zu speichern, sind Druckluftspeicherwerke. Sie nutzen überschüssigen Ökostrom, um Luft zu komprimieren und in Kavernen zu stauen. Sobald die Luft wieder hinausströmt, wird sie von Turbinen wieder in Strom umgewandelt. Diese Alternative liesse sich aber nur wirksam umsetzen, wo viele Salzhöhlen verfügbar sind, schreibt Thomas Bundschuh vom Öko-Energieblog für Basel die-energie-bin-ich.ch. Die Relevanz von Druckluftspeichern werde zudem erst entscheidend, wenn Offshore-Windparks den Bedarf hätten, ihren Strom dort zu speichern. Im Nachbarland Deutschland aber hält sich die Bedeutung von Windparks auf hoher See noch in Grenzen. Viele befinden sich erst im Planungsstadium.
Die Technik von Druckluftspeicherwerken ist allerdings noch nicht völlig ausgereift. Weltweit existieren erst zwei solcher Anlagen, das Kraftwerk Huntorf in Deutschland und das Kraftwerk McIntosh in den USA. Deren Wirkungsgrad ist entscheidend niedriger als der von sämtlichen Pumpspeicherwerken. Dennoch ist man in der Marktforschung zuversichtlich: «Eine schrittweise Erschliessung des Speicherpotentials für Druckluft ist durchaus wahrscheinlich», betont André Reichhardt von «Trendresearch».
Eine andere Speichertechnik entwickelt derzeit «Solar-Fuel». Das Stuttgarter Unternehmen setzt auf die Umwandlung von Wasser zu Erdgas. Wasser wird in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff geteilt. Kohlendioxid wird dem Wasserstoff beigefügt, sodass Methan, respektive Erdgas entsteht. Das Erzeugnis lässt sich gut lagern und man kann es beispielsweise zum Heizen einsetzen. Auch hier ist das grösste Hindernis allerdings der niedrige Wirkungsgrad.
Das Energiespeicher-Problem ist aber nur einer der vielen Bausteine bei der Umstellung der Energieversorgung. Der Ausbau des Stromnetzes gilt immer noch als die höchste Priorität.
Text: Sabrina Stallone