Schweizer Strom zu 100 % erneuerbar: So soll es klappen
Den Schweizer Strombedarf vollständig aus erneuerbaren Energien zu decken, geht das? «Aber sicher!», meint der Ökonom und Journalist Guntram Rehsche und erklärt anhand einer neuen Broschüre der Umweltallianz, wie der nachhaltige Strommix der Zukunft aussehen könnte.

Seit der Nuklearkatastrophe von Fukushima ist der langfristige Abschied von der Atomenergie beschlossene Sache. Der Bund will zum Ausgleich den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben. Aus Angst vor Versorgungslücken hat Bundesrätin Doris Leuthard dafür plädiert, mehrere neue Gaskraftwerke zu bauen. Die Klimabilanz von Erdgas ist zwar besser als jene von Kohle und Öl – trotzdem wäre der zusätzliche CO2-Ausstoss ein Rückschritt für den Klimaschutz.
Dass es stattdessen auch mit einer zu 100 Prozent umweltfreundlichen Schweizer Stromversorgung klappen kann, zeigt jetzt eine Broschüre der Umweltallianz*. Bis 2025 könnte laut dieser aller Schweizer Strom aus erneuerbaren Quellen stammen. Wichtiger Angelpunkt sei dabei vor allem der stärkere Ausbau der Sonnenenergie. «Die behandelt der Bund weiterhin äusserst stiefmütterlich», beklagt auch der Ökonom Guntram Rehsche. Dabei stecke noch enormes Potential in der Stromgewinnung aus Photovoltaik: In 12 Jahren könne die Sonne ganze 20 Prozent des gesamten Strombedarfs decken.
Damit die Schweizer Energieversorgung sicher und umweltfreundlich wird, gilt es jedoch nicht nur die Stromgewinnung umzuwälzen. Um eine Versorgung mit 100 Prozent erneuerbarer Energie zu erreichen, ist es gleichzeitig wichtig, den Gesamtbedarf an Strom zu senken oder zumindest konstant zu halten. Durch effizientere Maschinen in der Industrie, sparsamere Elektrogeräte in privaten Haushalten, oder kleine Verhaltensänderungen könnten laut Rehsche enorme Mengen an Strom eingespart werden. Wie das möglich ist, zeigt das Beispiel Kalifornien: Dort ist der Stromverbrauch seit den 1970er-Jahren trotz Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum gleichbleibend.
* Die Umweltallianz ist ein loser Zusammenschluss von Greenpeace Schweiz, dem WWF Schweiz, Pro Natura und dem Verkehrs-Club der Schweiz (VCS)
Der Öko-Strommix im Jahr 2025
Bereits 2025 könnte der Energiebedarf der Schweiz ausschliesslich durch Öko-Strom abgedeckt werden. Um dieses Ziel zu erreichen muss die Zubaugeschwindigkeit der erneuerbaren Energien jedoch deutlicher gesteigert werden, als dies der Bund bisher vorsieht. Die Energiewende ist somit eine Frage der Kosten und der staatlichen Förderung. Besonders gestärkt werden sollte nach Ansicht der Umweltallianz die Solarkraft. 2025 müssten für 5 bis 10 Jahre vier Prozent des Schweizer Öko-Stroms aus dem Ausland importiert werden. Ab 2035 könnte sich die Schweiz komplett mit heimischem Ökostrom versorgen.
Text: Leena Heinzelmann