Leben im Strohhaus: Gemütliches und energiesparendes Wohnen

Der Baustoff Stroh ist günstig und dazu besonders umweltfreundlich. Im Idealfall ist im Strohhaus nicht einmal eine Heizung nötig. Doch die Energieeffizienz ist nicht der einzige Vorteil. Womit Strohballenhäuser sonst noch punkten können und wie sie gebaut werden, zeigen zwei schöne Beispiele in der Schweiz.

Strohhaus: Nachhaltig Wohnen im gemütlichen Energiesparwunder
Beim Bau eines Strohhauses werden die gestapelten Strohballen zuerst mit Kunststoffbändern zur Bodenplatte hin verspannt. Foto: © Atelier Werner Schmidt.

Beim Strohhaus handelt es sich genauer gesagt um ein Strohballenhaus, welches mittels verschiedenen Holzkonstruktionen umgesetzt werden kann. Eine der gängigsten ist die Holzständerbauweise. Doch genauso gut können die gepressten Ballen eine lasttragende Funktion übernehmen. Für den Aufbau werden die Strohballen gepresst, was ihnen eine hohe Stabilität verleiht. Alles, was es dann noch braucht, ist Kalk- oder Lehmputz.

Mit wenig Aufwand zum effizienten Energiesparwunder

Vieles spricht für ein Strohhaus. Der geringe Energiebedarf ist eines davon. «Die Gebäudehülle ist beim Einsatz von Jumboballen so gut gedämmt, dass kein zusätzliches Heizen nötig ist», verrät Architekt Werner Schmidt. Der Besitzer eines gleichnanigem Ateliers in Trun GR ist einer der Strohhaus-Spezialisten in der Schweiz, der mit viel Überzeugung auf die einmaligen Bauten setzt.

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Die Strohwände in Disentis wurden mit Kalk und Zement verputzt

Sowohl die Aussen- als auch die Innenwände des Strohhauses wurden mit Kalkzement verputzt. Der Putz dringt dabei bis zu 8cm in das Stroh ein. Alles zusammen bildet dann eine glatte Fläche, die gut weiterzubearbeiten ist. Foto: © Atelier Werner Schmidt.

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Die Ausmasse der Strohballen sind dabei mit 2,40 Metern Länge, 1,20 Metern Breite und 70 bis 90 Zentimetern Höhe gewaltig. Diese Masse bestimmen beim Strohhaus auch die Dicke der Wände, die bis 1,20 Meter betragen kann. Eine zusätzliche Dämmung – wie heute bei konventionell konstruierten Hauswänden üblich – ist damit nicht mehr nötig.

Sonnenertrag, Abwärme haushaltsüblicher Geräte und die Körperwärme reichen im Strohhaus völlig aus, um auch ohne Heizung das ganze Jahr ein Wohlfühlklima zu haben. Unterstützt wird das zusätzlich durch den atmungsaktiven Kalk- oder Lehmputz. Lediglich für Warmwasser können beispielsweise Sonnenkollektoren installiert werden.

So erreicht ein Strohhaus vom Architekturbüro ausgezeichnete Energie- und Isolationswerte, die sich durchaus mit Bauten im Minergiestandard messen können. «Ein Strohhaus aus Jumboballen übersteigt von den Dämmwerten den Minergie-Standard um einiges. Allerdings benötigt es für das Zertifikat ‚Minergie‘ bestimmte Ausstattungen. So müsste man beispielsweise eine kontrollierte Lüftungsanlage einbauen, auf die wir bewusst verzichten», erklärt Werner Schmidt.

Stroh als günstiger und nachhaltiger Baustoff

Stroh ist ein günstiges Abfallprodukt und als Baustoff damit sehr attraktiv. Generell wird zudem wenig Energie zur Herstellung der Baumaterialien für das Strohballenhaus benötigt, denn auch die zusätzlich genutzten Baustoffe Holz, Kalk oder Lehm können sehr effizient produziert werden. Da der hohe Dämmwert die Heizung meist unnötig macht, ist ein Strohballenhaus damit nicht nur nachhaltig, sondern auch besonders günstig.

Bei der Berechnung landet ein Bauherr, der sich die Anschaffung eines Strohhauses überlegt, bei ähnlichen Kosten wie für ein Minergiehaus. Damit ist das Strohballenhaus auch finanziell eine attraktive Alternative zum herkömmlichen Bau.

Ist das Strohhaus damit ein Haus der Zukunft? Der niedrige Energieverbrauch und die geringen Unterhaltskosten sprechen jedenfalls dafür. Ebenso ungewöhnlich wie vorteilhaft, nicht nur was die Energieeffizienz angeht, sind übrigens Erdhäuser.

Quelle: Atelierwernerschmidt.ch, Text: Jürgen Rösemeier-Buhmann

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