Natürlich wohnen: Die Vorteile der Erdhäuser

Im Erdhaus lebt man nicht auf, sondern in der Erde. Da denkt man vielleicht erst mal an primitive Höhlen. Erdhäuser sind jedoch fortschrittlich und höchst energieeffizient. Zudem bieten sie beste Möglichkeiten, im Innenraum mit Licht und Formen zu spielen.

Erdhaus in der Schweiz: So schön kann natürlich wohnen sein

Das Erdhaus Vetsch liegt am südlichen Ortsrand von Dietikon mit Aussicht auf die Stadt Zürich. Foto: © Vetsch Architektur AG

Mit der Natur zu leben, anstatt gegen sie, ist heute ein weitverbreiteter Trend, der sich in vielerlei Ausprägungen zeigt. Der Kauf von Biolebensmitteln, fairer Mode oder chemiefreier Kosmetik, der Trend zum Autoverzicht und zu Energiespartechnik im Haus sind nur einige davon. Auch beliebt sind inzwischen nachhaltige Baustoffe, die ein möglichst natürliches Wohnen ermöglichen. Und genau dort setzen auch die noch etwas aussergewöhnlich anmutenden Erdhäuser an, die in vieler Hinsicht nachhaltig sind.

Natürliches Wohnen im Erdhaus

Der nachhaltigste Baustoff ist jener, der überhaupt nicht benötigt wird. In diese Richtung tendiert das Erdhaus ganz klar. Seine Wände und das Dach sind hauptsächlich aus Erde. Dabei muss das Haus aber nicht unbedingt unter der Erde gebaut werden, denn Architekten-Erdhäuser, wie vom Züricher Spezialisten Peter Vetsch, gibt es auch ebenerdig.

Diese Erdhäuser ragen dann wie eine Kuppel aus dem Boden heraus. Die Wände – bis auf die reichlich verglaste Front – sind ebenfalls aus Erde, auch das Dach besteht rein aus dem natürlichen Baustoff. Und das bringt so manchen Vorteil mit sich.

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Auf mehreren Geschossen im Erdhaus Dolder wohnen

Das Erdhaus Dolder in Widen (AG) wurde an einen Hang gebaut, in den es sich durch seine mehreren Stockwerke ideal einfügt. Wie viele andere Erdhäuser, zeichnet es sich Innen durch eine kuppelförmige Decke aus, die das Wohnen zu einem ganz besonderen Erlebnis macht. Foto: © Vetsch Architektur AG

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Besonders hervor zu heben ist beim Erdhaus die Unempfindlichkeit gegen Wind und Wetter. Stürme, die ein konventionelles Dach schon mal abdecken, Regen und Hitze, die der Fassade mittelfristig Schaden zufügen, können ihm nichts anhaben. Auch in Sachen Innenraumtemperatur sind ein dick mit Erde verkleidetes Dach und massivste Wände ideal. So nutzen Erdhäuser die Wärme aus dem Boden, um sommerliche Hitze genauso gut wie winterliche Kälte auszugleichen. Eine sehr gesunde Raumfeuchte, um die 50 Prozent, ist dabei inklusive. In vielen Objekten, wie dem Erdhaus Dietikon, wird zudem Lehmputz auf die Wände aufgetragen, der die Luftfeuchtigkeit ideal reguliert. 

Auch Zugluft, die in konventionellen Häusern mit allerlei High-Tech verhindert wird, ist in einem Erdhaus kein Thema. Nebenbei werden so Allergene und Schadstoffe von der Aussenwelt nahezu völlig ausgesperrt.

Zudem ist der Flächenverbrauch, das ständige Schwinden natürlicher Lebensräume durch Bebauungen, mit Erdhäusern auf ein Minimum reduziert. Schliesslich ist das ganze Haus mit Erdreich bedeckt, kann zum Garten werden oder zu einer natürlich belassenen Oase.

Kompakte Form: Energetische Vorteile der Erdhäuser

«Eine kompakte Gebäudeform ist energetisch vorteilhaft und eine Reduktion des Wärmeverlustes, was Erdhäuser definitiv bieten, bedeutet eine Reduktion des Wärmeverlustes und damit Energieeinsparungen von bis zu 50 Prozent», erklärt Architekt Peter Vetsch. Wer ergänzend natürliche Energiequellen installiert, wie Solarkollektoren und Geothermie, ist energetisch gesehen nahezu autark. Darum bauen Architekten wie Erdhäuser auch völlig unproblematisch nach Minergie-Standard.

Auch Komfort kommt im Erdhaus nicht zu kurz

Erdhäuser besitzen zum einen grosse Fensterfronten und bekommen zum anderen Lichtschächte, wo es nötig ist. Generell ist in Erdhäusern der Komfort sehr hoch und es kann eine  sehr moderne Ausstattung eingebaut werden, ganz nach den Wünschen der Bewohner. Informationen zu den einmaligen Erdhäusern in der Schweiz, die Sie auch in der Bildgalerie weiter oben sehen können, gibt es unter erdhaus.ch.

Die Kosten eines Erdhauses

Ein kleiner Negativpunkt: Wie so oft, wenn man nachhaltige Produkte möchte, muss man auch bei Erdhäusern etwas tiefer in die Tasche greifen. Nach Einschätzung des Architekten Peter Vetschs kosten Erdhäuser im Vergleich zu konventionellen Häusern ca. 10 Prozent mehr.

Text: Jürgen Rösemeier-Buhmann, Irene Müller

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