Warum Industriezucker krank machen kann und empfehlenswerte Alternativen

Industriell hergestellter Zucker ist ungesund. Er verursacht Löcher in den Zähnen und macht uns dick. Doch wie schädlich ist Zucker wirklich? Und ist Zucker gleich Zucker? Diese Fragen klärt Ernährungs- und Gesundheitsberater Felix Lösch in seinem Gastbeitrag und empfiehlt gesunde Alternativen.

Zucker
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Erwähne ich im Rahmen meiner ganzheitlichen Ernährungsberatung, dass meine Familie und ich seit 8 Jahren zuckerfrei leben, starren mich meine Kunden oft ungläubig an. Geht das? Ist das nicht Selbstkasteiung?

Nein, erwidere ich lächelnd, denn ich verzichte ja nicht auf Süsses. Es gibt super Alternativen, die sogar unserer Gesundheit in moderaten Mengen nicht schaden.

Um dies zu verstehen, möchte ich den Begriff Zucker allgemein verständlich erklären. Für viele Menschen ist Zucker ein essentieller Energiespender und für die körperliche Leistungsfähigkeit wichtig. Andere behaupten, der Konsum von Zucker sei gesundheitsschädlich und er sei für die Entstehung vieler Krankheiten haupt- bzw. mitverantwortlich.

Wie können zwei so gegensätzliche Ansichten entstehen?

Die kurze Antwort: Beide Behauptungen sind richtig, so gegensätzlich sie auch erscheinen. Jedoch handelt es sich um ein Missverständnis, das durch undifferenzierte Begriffe entsteht.

Was versteht man unter Industriezucker?

Industriezucker sind alle Zuckerarten, die industriell aus zuckerhaltigen Lebensmitteln wie zum Beispiel der Zuckerrübe durch Raffinationsprozesse künstlich hergestellt werden.

Der weisse Haushaltszucker ist beispielsweise ein solcher Industriezucker. Man bezeichnet ihn als Saccharose oder Rohrzucker. Rohrzucker nennt man ihn, da er ursprünglich aus dem Zuckerrohr hergestellt wurde. Aber auch die sogenannten «alternativen» Zuckerarten wie Rohrohrzucker, Birkenzucker (Xylit), Kokosblütenzucker oder Agavendicksaft sind industriel hergestellt. Wichtig zu wissen ist, dass auch Fruchtzucker und Traubenzucker in isolierter Form genauso schädlich wie Rohrzucker sind.

Die Herstellung von Industriezucker umfasst etliche Verarbeitungsschritte, bei der zu 99.5% alle für unserer Gesundheit bedeutsamen Vitalstoffe vernichtet werden.

Die Vitalstoffe (biologischen Wirkstoffe), die in natürlichen Lebensmitteln enthalten sind, ermöglichen eine reibungslosen Verarbeitung im Organismus. Fehlen diese Vitalstoffe, kommt es zu Störungen, vor allem im Stoffwechsel.

Was ist natürlicher Zucker?

Unter natürlichem Zucker verstehen wir die in unverarbeiteten Lebensmitteln vorkommenden natürlichen Zuckerstoffe wie beispielsweise in einem Apfel. Er enthält unter anderem Fruchtzucker. Essen wir diesen Apfel, hat der darin enthaltene Fruchtzucker keinerlei schädliche Wirkung auf unseren Organismus. Denn der Apfel enthält alle nötigen Vitalstoffe, um den Fruchtzucker rückstandslos im Körper zu verarbeiten. Essen wir jedoch Fruchtzucker, der aus einem Apfel industriell isoliert wurde, so handelt es sich um Industriezucker, dem die Vitalstoffe fehlen und der unseren Organismus schädigt.

Schädliche Wirkungen von Industriezucker

Für die reibungslose Verarbeitung der Zuckerstoffe im Stoffwechsel sind viele unterschiedliche Vitalstoffe nötig, ganz besonders aber die Vitamine des B-Komplexes.Je mehr Industriezucker der Mensch zu sich nimmt, umso grösser wird seine Vitaminverarmung bzw. umso grösser ist sein Vitamin-B-Bedarf. Daraus resultieren Stoffwechselstörungen, die sich wiederum in allen möglichen Krankheiten (Übergewicht, Leberschäden, Gallensteine, Nierensteine, um nur ein paar wenige zu nennen) äussern.

Ein weiterer Nachteil von Industriezucker ist die Tatsache, dass er bei vielen Menschen eine gesunde Form der Ernährung mit viel Vollkornprodukten, frischem Gemüse und Früchten unverträglich macht. So liegt es nicht am Salat oder an der Scheibe Vollkornbrot, dass bei einigen Menschen meist abends Unverträglichkeiten auftreten. Die wahre Ursache ist der im Rahmen der Gesamternährung verzehrte Industriezucker.

Vermeiden diese Menschen industriezuckerhaltige Speisen, so stellen sie zu ihrer Verwunderung fest, dass sie Vollkornprodukte und frische Salate problemlos vertragen.

Zucker als Suchtmittel

Mit keinem natürlichen Lebensmittel kann eine Sucht erzeugt werden. Essen wir z. B. täglich Rüebli, würde bald eine gewisse Abneigung dagegen auftreten. Der Organismus stellt durch diese natürliche Abneigung sicher, dass keine Schäden durch einseitige Nahrung entstehen können.

Beim Industriezucker kommt es zu einem immer grösseren Verlangen, je mehr man davon isst. Das stellt ihn auf dieselbe Stufe wie Alkohol und Tabak. So ist Industriezucker imstande, eine reale Sucht zu erzeugen, wodurch seine gefährliche Sonderstellung unter den „Nährstoffen“ besonders deutlich wird.

Versteckter Zucker und Zuckeraustauschstoffe

Industriezucker wird vielen Fertigprodukten zugesetzt. Er wird nicht nur zum Süssen, sondern auch zur Konservierung, Konsistenzverbesserung, als Stabilisator, Füllstoff (Fettersatz), Verdickungsmittel oder Bindemittel eingesetzt. In Produkten wie Ketchup, Senf, Brot, Schinken, Wurst, Essiggemüse, Joghurt, Smoothies, Soft-Drinks oder (Salat-)Saucen ist meist Industriezucker enthalten.

Um zu erkennen, welche Produkte Industriezucker enthalten, habe ich eine Liste der Industriezuckerarten erstellt. Auch die darin aufgeführten Zuckeraustauschstoffe sind hochgradig verarbeitete Industrieprodukte, frei von Vitalstoffen und sollten gemieden werden.

Gesunde Alternativen

Die beste Alternative sind frische Früchte.

Auch Honig können wir verwenden, da er alle Vitalstoffe enthält, die der Organismus braucht, um ihn zu verarbeiten. Honig sollte aber in moderaten Mengen verzehrt werden, da er Karies verursachen kann. Honig kann hervorragend zum Süssen von Weihnachtsguetzli oder Schoggi benutzt werden.

Eine weitere Alternative zum Süssen sind Trockenfrüchte wie Datteln, Feigen oder Aprikosen.

Menschen, die ein empfindliches Magen-Darm-System haben, sollten Honig und Trockenfrüchte nur sparsam verwenden.

Fazit

Der Verzehr von Industriezucker ist für unseren Organismus schädlich und kann zahlreiche Zivilisationskrankheiten zur Folge haben. Ich empfehle deshalb, am besten ganz darauf zu verzichten.

Manche Menschen fürchten, dass bei einer Ernährung ohne Industriezucker der Genuss wegfällt. Diese Angst ist jedoch unbegründet.

Wer den Versuch wagt und im Rahmen einer vitalstoffreichen Vollwerternährung die Fülle der natürlichen Lebensmittel entdeckt, wird schnell vom Gegenteil überzeugt: Wir entdecken eine geschmackliche Vielfalt, in der es einen Platz für süssen Genuss gibt. Künstlich hergestellte Nahrungsmittel wie der Industriezucker können da niemals mithalten.

Gesundheitsberater Felix Lösch

Foto © zVg

Zur Person

Felix Lösch ist ärztlich geprüfter Gesundheitsberater. In seiner Praxis in Winterthur bietet er nicht nur Gesundheits- und Ernährungsberatungen an, sondern führt regelmässig Koch- und Backkurse durch.

Auf seinem Blog Quicklebendig finden interessierte Leser Tipps und Rezepte rund um die gesunde Ernährung.

 

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