«Nachhaltigkeit im Wohnbereich wird in Richtung Kreislauf gehen»

Bis 2030 sollen alle Ikea-Produkte aus nachwachsenden und recycelten Rohstoffen designt werden. Was Nachhaltigkeit für den Grosskonzern bedeutet und wie er diese umsetzt.

Blick auf das Ikea Gebäude in Rothenburg
Foto: © Ikea

Nachhaltigkeit gewinnt in vielen Unternehmensbereichen immer mehr an Bedeutung. So auch in der Möbelbranche: Für Ikea gehört nachhaltiges Produzieren bereits zum Kerngeschäft. Über die Pläne des schwedischen Möbelkonzerns spricht Lorenz Isler, Nachhaltigkeitsverantwortlicher Ikea Schweiz, im Interview.

Was bedeutet Nachhaltigkeit für ein grosses internationales Unternehmen wie Ikea?

Durch einen verantwortungsvollen Umgang mit den Menschen, den Ressourcen und der Natur versuchen wir einen positiven Einfluss auf die Menschen und den Planeten zu haben. Unsere Struktur und Grösse ermöglichen uns, die gesamte Wertschöpfungskette zu beeinflussen – vom Design, über die Rohstoffbeschaffung und die Produktion bis hin zum Transport, der Nutzung und letztendlich zur Wiederverwertung.

Wie finden Sie einen länderübergreifenden Konsens in diesem Bereich? 

Wir haben eine länderübergreifende Nachhaltigkeitsstrategie, die entsprechend für alle Standorte gilt. Sie entsteht im Austausch mit internen und externen Anspruchsgruppen und beeinflusst das Arbeiten aller Mitarbeitenden. Einzelne Länder können Schwerpunkte setzen und lokale Herausforderungen angehen.

Lorenz Isler, Nachhaltigkeitsverantwortlicher Ikea Schweiz

Foto: Lorenz Isler, © Ikea

Bis 2030 sollen alle Ikea-Produkte nur noch aus nachwachsenden und recycelten Rohstoffen bestehen. Ist diese Zielsetzung realistisch?

Es ist definitiv realistisch – aber auch eine grosse Herausforderung. Wir werden dies erreichen, da wir es für die verschiedenen Materialien die wir einsetzen bereits so geplant haben. Selbstverständlich werden wir dies nicht alleine schaffen. Die Zusammenarbeit mit der Wissenschaft, Non-Profit-Organisationen und anderen Unternehmen wird sehr wichtig sein. 

Ikea ist ein riesiger, internationaler Konzern. Wo liegen für Sie in diesem Kontext die Grenzen der Nachhaltigkeit?

Wir sehen in der Grösse einen Vorteil, denn sie ermöglicht uns Einfluss zu nehmen und die Effizienz zu steigern. Dank unserer Erfahrung können wir sehr eng mit unseren Lieferanten zusammenarbeiten und mittels Standards und Coachings die Nachhaltigkeit sichern. Zudem können wir als internationaler Konzern auch kleinere, lokale Produktserien mit Sozialfirmen lancieren, und so benachteiligte Bevölkerungsgruppen unterstützen. 

Als einer der wenigen internationalen Möbelhändler bezieht Ikea seine Kunden und andere Anspruchsgruppen aktiv in Sustainability-Projekte mit ein. Wie motivieren Sie Ihre Kunden zu einem nachhaltigen Lebensstil? 

Wir möchten den Kunden aufzeigen, dass auch schon kleine Schritte in der Menge Grosses bewirken. Wir haben ein grosses Angebot an Produkten, mit denen sie Energie und Wasser sparen, Abfall trennen und ein gesünderes Leben führen können. Ein Beispiel: Nächstes Jahr werden wir einen Aufsatz für Wasserhähnen anbieten, mit dem unserer Kunden bis zu 90% des Wasserkonsums einsparen können. Im Foodbereich haben wir grosse Fortschritte erzielt und bieten bald einen vegetarischen Hotdog an. 

In welche Richtung entwickeln sich Ihrer Meinung nach die «Nachhaltigkeits-Trends» im Möbel- und Wohnbereich?

Es wird definitiv in Richtung Kreislauf gehen. In der Produktion werden mehr recycelte Materialien verwendet, das Design der Produkte wird sich verändern und eine dem Zweck entsprechende Nutzungsdauer ermöglichen. Die Kunden werden vermehrt Möbel mieten oder gebrauchte Möbel kaufen. 

Text: Joeline Fruchi, August 2018

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