Massen von Plastikmüll im Meer schaden Tieren und Umwelt erheblich

Forscher der Universität von Connecticut haben auf 24 Expeditionen über sieben Jahre die Menge an Plastikmüll im Meer unter die Lupe genommen. Nach ihren Schätzungen schwimmen über 250.000 Tonnen Plastikmüll umher. Und das schadet vielen Tieren.

Plastikmüll im Meer schadet Ökosystem Meer und wie Sie Plastik vermeiden
Plastikmüll im Meer - was an Strände gespült wird ist nur die Spitze des Eisberges. Foto: © Marielue, iStock, Thinkstock

Sie waren in allen Weltmeeren unterwegs, vom Golf von Bengalen bis ins Mittelmeer und ihr Resümee nach Probenentnahmen an 1.571 Orten: die Müllmenge ist 250.000 Tonnen um ein Vielfaches mehr, als viele andere Wissenschaftler bisher angenommen hatten. 

Plastikmüll im Meer oft gar nicht mit blossem Auge zu erkennen

Die Forscher unterschieden den Plastikmüll im Meer in vier Grössengruppen, von Mikroplastik mit Grössen unter einem Millimeter bis hin zu Makroplastik, der über 20 Zentimeter gross sein kann. Makroplastik im Meer besteht vor allem aus sogenannten Geisternetzen, also Netzen, die absichtlich oder aus Versehen im Wasser liegen geblieben sind.

Dort wo die Strömungen besonders günstig – oder ungünstig – sind, bilden sie aus den Plastikteilen unglaublich grosse Müllteppiche. Im Pazifik findet sich einer der fünf grössten weltweit. Mit diesem «Great Pacific Garbage Patch» könnte man mehr als die Hälfte von Europa bedecken.

Wie der Plastikmüll den Tieren im Meer schadet

Winzig kleines Mikroplastik ist nicht grösser als Plankton, das für unzählige Meeresbewohner die Hauptnahrung darstellen. Eine Studie hat errechnet, dass beispielsweise in manchen Regionen der Nordsee heute sogar schon mehr Mikroplastik anzufinden ist als Plankton. So kommt es immer häufiger vor, dass sich kleine Meeresbewohner Mikroplastik fressen. Doch das kann drastische Folgen haben. Schätzungen gehen mittlerweile von Millionen toter Fische aus, bei denen die Todesursache gefressenes Plastik ist.

Mittelgrosser Plastikmüll, zum Beispiel ein Flaschenverschluss, werden von grösseren Fischen und Meeresvögeln, wie dem Albatross, als Nahrung angesehen. Wie verheerend sich das für die Tiere auswirken kann, dokumentiert der Film «Midway» in erschreckender Weise. Die Midwayinseln sind eigentlich ein Refugium für Vögel, weitab jeglicher Zivilisation, irgendwo zwischen Japan und Kalifornien. Unweit hiervon schwimmt jedoch ein grosser Müllteppich im Pazifik. Alleine auf Midway verenden deshalb jährlich Tausende ausgewachsener, vor allem aber junger Albatrosse. Der Grund: Die Altvögel füttern ihren Nachwuchs mit dem umher schwimmendem Plastik. Bis zu 100 Plastikteile wurden so in verstorbenen Vögeln bereits dokumentiert.

An dem grösseren Plastikmüll im Meer sterben Forschern zufolge Jahr für Jahr Hunderttausende von Meeresbewohnern und eine Million Seevögel. Meist sind dies genannte Fischernetze, seltener grosse Plastikfolien. Vor allem Wale, Delfine, Haie oder Meeresschildkröten sollen sich in den Geisternetzen verfangen und hierdurch einen qualvollen Tod erleiden. Vor ein paar Jahren wurde vor der spanischen Mittelmeerküste ein Wal verendet aufgefunden, der 17 Kilo Plastik in seinem Körper hatte. Ein Grossteil hiervon bestand aus weggeworfener Plastikfolie eines spanischen Gewächshauses. Der Negativrekord wurde aber in Schottland aufgestellt, hier hatte ein verendeter Wal sogar 800 Kilogramm Plastik im Bauch.

Tipps und Massnahmen gegen Plastikmüll im Meer

  • Wo auch immer es geht, ist der Verzicht auf Produkte mit Plastik, Verpackungsmaterial und Einkaufstüten sinnvoll.
  • Stofftüten oder der klassische Einkaufskorb sind langlebiger als Plastiksäckli.
  • Nachfüllpackungen reduzieren erheblich die Menge an Plastikmüll.
  • Glasschüsseln oder Blechbüchsen statt Plastikboxen für das Aufbewahren von Lebensmitteln  und hölzerne Schneidbretter anstatt jene aus Plastik zu kaufen, sind zwei weitere Wege, um unseren Plastikkonsum zu reduzieren.
  • Wasser aus dem Hahn oder zumindest in der Glasflasche anstatt aus der Plastikflasche. Erst recht, wenn die Flaschen Einwegprodukte sind.

Plastikmüll im Meer: Es gibt unterschiedliche Vermutungen zu Menge und Zusammensetzung

Die geschätzen 250,000 Tonnen der amerikanischen Forscher sind noch nicht die höchste Zahl. Das deutsche Umweltbundesamt errechnete 2013, dass 100 bis 150 Millionen Tonnen Müll in den Meeren schwimmen soll oder abgesunken ist. 60 Prozent hiervon,  60 – 90 Millionen Tonnen, seien Plastik. Ander Wissenschaftler gehen hingegen davon aus, dass der Müllberg deutlich kleiner ist. Genaue Angaben sind schwierig, besonders weil unklar ist, wie viel von dem Abfall bereits auf den Grund der Meere gesunken ist.

Wie die Wädenswiler Organisation Oceancare berichtet, stammen laut Schätzungen 20 Prozent des Plastikmüll im Meer direkt von den zahlreichen Schiffen. 80 Prozent des Plastikmülls im Meer stamme dagegen von Land.

Quellen: Arte, Safebottles.co.nz, AMRF, Greenpeace, UNEP, HealthySeas, Midwayfilm.com, WWF, Infosperber.ch, Swissinfo.ch, Spiegel, Plosone.org, oceancare.org, Nabu.de, Umweltbundesamt.de, Bild.de, Autor: Jürgen Rösemeier-Buhmann

Erstellt: Dezember, 2014

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