Warum und wie nach einem Astschnitt die Baumwunde verschliessen?

Trotz ständig steigender Umweltbelastung sollten die Selbstheilungskräfte gesunder Bäume nicht unterschätzt werden. Junge laubtragende Bäume und kleinere Obstbäume sind jedoch widerstandsfähiger gegen Schnittstellen als erwachsene Bäume oder Nadelbäume. Unter Umständen ist es deshalb ratsam, nach dem Astschnitt die Baumwunde zu verschliessen. Wir zeigen, wie es geht.

Wann ist eine Baumwunde zu verschliessen sinnvoll?
Eine Baumwunde verschliessen ist häufig gar nicht nötig, da die wiederstandfähigen Bäume dies selber können. Foto © Adamantios / Wikipedia.org (CC BY-SA 3.0)

Baumwunde verschliessen: Können Bäume bluten?

An Schnittstellen tritt je nach Baumart unterschiedlich viel Flüssigkeit aus, die direkt aus den Kapillaren des Baumes kommt. Diese harzige Substanz füllt die verletzte Stelle sozusagen auf, verschliesst offene Zellen und wirkt wie die Blutgerinnung beim Menschen.

Entgegen althergebrachter Meinungen verbluten Bäume jedoch nicht oder trocknen gar aus. Mit dem sogenannten Wundstrom, der aus Pflanzensaft und Harz besteht, sorgt der Baum für den Wundverschluss selbstständig und ganz ohne menschliche Hilfe. Wachstumszellen aktivieren die Wachstumsschicht (Kambium), die gut in den Baumringen erkennbar ist. Das harzige Gewebe bildet eine knorrige Wulst (Kallus), die mit dem Wundschorf bei menschlichen Verletzungen verglichen werden kann. Darunter heilt sich der Baum selbst. Je kleiner die Verletzung, umso effektiver kann sie geschlossen werden.

Den Baumschnitt in der Wachstumsphase vornehmen

Wenn Sie den Baumschnitt Ihrer Obst- und Ziergehölze in der Vegetationsphase vornehmen, kann ein gesunder kräftiger Baum die Schnittstellen sehr schnell selbstständig verschliessen. Mit dem Ausästen sollten Sie nicht zu lange warten, denn abgesägte Äste mit mehr als fünf Zentimetern Durchmesser stellen für jeden Baum eine erhöhte Belastung dar, wenn er diese Baumwunde verschliessen will. Ein zu schnell gebildeter Kallus mit noch unvollständigem Holzwachstum darunter kann zu Fäulnis und Pilzbefall führen, was den Baum von innen her «auffrisst».

Bei grossen Schnittstellen, weil zum Beispiel dicke störende Äste abgesägt werden müssen, macht es durchaus Sinn, die Baumwunde zu verschliessen. Um grössere Baumwunden zu behandeln, bietet der Fachhandel zahlreiche Baumpflegemittel für den Wundschutz an. Diese können Sie mit einem Pinsel auftragen. Inzwischen sind aber auch praktische Spraydosen mit Baumpflege im Handel erhältlich.

Achtung: Das immer noch oft verwendete Baumwachs, um eine Baumwunde zu verschliessen, ist denkbar ungeeignet. Dieser Wundverschluss fördert die Nekrosenbildung und lässt das Gewebe absterben, weil das Holz nicht atmen kann. Besser ist ein Feuchtigkeitsschutz aus natürlichen, harzhaltigen Substanzen, die den Baum bei der Selbstheilung unterstützen.

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