Im Test: Wie umweltfreundlich sind Schweizer Skigebiete?

Rasante Abfahrten mit fantastischer Aussicht, auf Loipen durch verschneite Bergwälder - es ist auch die Nähe zur Natur, die Skifahren zu einem Erlebnis macht. Allerdings leidet die Umwelt dabei erheblich. In manchen Skigebieten bemüht man sich deshalb, die Natur zu schonen.

Umweltfreundlich Skifahren in Davos Klosters
Wer umweltfreundlich Skifahren möchte, ist in Davos Klosters richtig. Foto: © Destination Davos Klosters

Es ist eine grosse Herausforderung, die Kluft zwischen touristischem Interesse und Naturschutz im Wintersport zu bewältigen. Noch stecken die Bemühungen daher vielerorts in den Kinderschuhen. So sind es häufig eher einzelne Aktionen, die für mehr Umweltfreundlichkeit sorgen, etwa die mit Ökostrom betriebene Sesselbahn oder Energie-Pisten und Klimapfade mit Infotafeln. «Der Nutzen solcher Einzelaktionen für die Umwelt ist bescheiden», sagte Tourismusforscher Adrian Obi von der Universität Bern gegenüber dem Nachrichtenportal 20 Minuten online. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit sei aber eine gute Sache und biete vereinzelt Vermarktungspotenzial.

Umweltfreundlichkeit: Diese Skigebiete erhielten Bestnoten

Das Skigebiet Engadin St. Moritz setzt sich für erneuerbare Energien ein

Das Gebiet Engadin St. Moritz setzt sich für erneuerbare Energien ein. Foto: © swiss-image.ch / Christof Sonderegger

Schlüsse darauf wie umweltfreundlich Skigebiete sind, erlauben zum Beispiel die Bewertungen von skiresort.de, dem nach eigenen Angaben weltweit grössten Testportal von Skigebieten. Die Ergebnisse setzen sich aus jeweils 18 Einzelkriterien zusammen. Dazu zählen unter anderem sanfter Tourismus, die Sperrung von Pisten oder Pistenteilen bei schlechter Schneelage (zur Schonung der Grasnarben), die Einrichtung von Schutzzonen für Tiere, eine ökologische Beschneiung, die Energieeffizienz der Anlagen sowie der Einsatz erneuerbarer Energien. Berücksichtigt wurden auch die Förderung der Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln und das Vorhandensein autofreier Orte. In die jeweilige Bewertung des Skigebiets flossen allerdings auch allgemeine Kriterien wie ein Top-Pistenangebot und Variationen bei den Abfahrten, Schneesicherheit sowie das Angebot an Unterkünften direkt an Pisten und Liften ein.

Wallis: Aletsch Arena erhielt Bestnote für Umweltfreundlichkeit

Testsieger 2012 in der Kategorie «Umweltfreundlicher Skibetrieb» wurde das Skigebiet Aletsch Arena. Es erreichte 4,2 von 5 möglichen Sternen. Bestnoten erhielt es wegen seiner Bemühungen um Sauberkeit und Hygiene und seinen umweltfreundlichen Skibetrieb. So weisen Tafeln an den Pisten auf Wald-Wild Schongebiete hin. Positiv wurde auch die unmittelbare Anbindung an den öffentlichen Verkehr mit den direkten Bahnstationen bewertet. Obendrein sind alle Orte im Skigebiet autofrei: Riederalp, Bettmeralp und Fiescheralp gehören der Gemeinschaft autofreier Schweizer Tourismusorte (GaST) an. Ohnehin wird in der Region viel in die umweltorientierte Aufklärung investiert, gehört doch das Gebiet Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch zum Weltnaturerbe der UNESCO.

Umweltfreundliche Skigebiete: Engadin St. Moritz

Auch im Skigebiet Corviglia im Engadin geht es umweltfreundlich die Pisten hinab. Foto: © swiss-image.ch/Christian Perret

Die Wintersportregion Engadin St. Moritz steht bei skiresort.de auf Platz zwei der Hitliste in Sachen Umweltfreundlichkeit. Dabei wurden einige Skigebiete einzeln bewertet: Corviglia-Marguns erhielt fünf Sterne, gefolgt von Corvatsch-Furtschellas und Diavolezza-Lagalb mit jeweils vier Sternen. Ausschlaggebend war besonders das Gesamt-Energie-Projekt «Clean Energy». Damit setzt sich weltweit erstmals eine alpine Ferien- und Sportdestination konsequent für den Einsatz erneuerbarer Energien und effiziente Energieverwendung ein. Der Verbrauch von fossilen Energien (Heizöl, Benzin und Diesel) und Strom soll gesenkt werden. Sie werden durch vor Ort generierte Energie wie Wasser, Sonne, Geothermie und Biomasse ersetzt.

Den Testern gefielen in Engadin St. Moritz auch die Bahnanbindung und das umfangreiche Netz an Ski- und Linienbussen. In allen Bahnen wird auf Müllvermeidung und Mülltrennung hingewiesen. Auch viele Hotels in der Region setzen auf Nachhaltigkeit. So erfolgte 2010 die Erweiterung und Erneuerung des Berghotel Muottas Muragl als «erstes Plusenergie-Hotel der Alpen». Das Hotel Europa St. Moritz/Champfèr verfügt seit 2011 über eine Photovoltaik-Anlage.

Davos: Schatzalp-Strela als umweltfreundliches Skigebiet empfohlen

Nach der Einschätzung von Stefan Forster sollten die Schweizer Skiorte noch konsequenter auf umweltfreundlichen Tourismus setzen. Der Wirtschaftsgeograf leitet die Fachstelle Tourismus und nachhaltige Entwicklung im Center da Capricorns in Wergenstein GR, ein Aussenposten der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften. Seine persönlichen Favoriten nannte er gegenüber dem Magazin Beobachter Natur: Das Schatzalp-Strela-Skigebiet in Davos. «Dort setzen sie konsequent auf Entschleunigung. Angesprochen werden Leute, die genug vom Rummel haben. Das Gebiet verzichtet auch bewusst auf künstliche Beschneiung und wirbt mit Naturschnee». Am Herzen liegen ihm die Projekte, an denen er mit seinem Team selbst beteiligt ist - zum Beispiel der weltweit erste Solarskilift in Tenna im Safiental. «Ein einfacher, kleiner Skilift, der national Beachtung findet».

Noch mehr Lektüre

  • Hier können Sie das Positionspapier «Skigebiete in der Schweiz» des WWF von Juni 2011 herunterladen.
  • Worauf Sie für möglichst umweltfreundlichen Schneespass auf der Piste achten können, lesen Sie in den Artikeln Tipps für umweltfreundliches Skifahren und Umweltbewusst Ski- und Snowboard fahren.
  • Dieses Interview berichtet über Hürden und Erfolge beim Bau des ersten Solarskilifts der Welt

 

Quellen: skiresort.de, Beobachter Natur, WWF Schweiz, 20 Minuten online

Text: Christine Lendt

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