Nachhaltig Renovieren: Streichen ohne Nebenwirkungen

Zu einer schönen Wohnung gehören ansprechend gestrichene Wände. Was für Farben kommen beim nachhaltigen Renovieren in Frage und welche sollte man der Gesundheit zu Liebe meiden?

Renovieren: Nachhaltige Farbe ist gut für die Umwelt und die eigene Gesundheit
Nachhaltige Farbe schont die Umwelt und die eigene Gesundheit. Foto: © Stockbyte / Thinkstock

Die Grundformel für nachhaltige Wandfarben ist denkbar einfach: lösemittelhaltige Produkte sind tendenziell giftig, Produkte auf Wasserbasis sind eher unbedenklich. Nur kommt es auch noch auf andere Inhaltsstoffe an.

Nachhaltiges Renovieren: Diese Inhaltstoffe sind ungesund

So können Farben zum Streichen auch aromatische Verbindungen (kurz: Aromaten) enthalten. Dabei handelt es sich um organische Kohlenwasserstoffverbindungen mit gesundheitsgefährdenden Eigenschaften. Eines der bekanntesten Aromaten ist Benzol. Auch der Gehalt an flüchtigen und schwerflüchtigen organischen Stoffen (VOC und SVOC) kann je nach Produkt unterschiedlich sein. VOC ist die Abkürzung des englischen Begriffs «volatile organic compounds»  und bezeichnet eine Vielzahl von flüchtigen organischen Verbindungen. Wie das Bundesamt für Umwelt mitteilt, haben diese Stoffe eine schädigende Wirkung auf Mensch und Umwelt, wenn sie in die Luft gelangen.

Darüber hinaus können Wandfarben allergene und stark umweltgefährdende Stoffe sowie CMR-Stoffe enthalten. Letztere sind als krebserregend und fortpflanzungsschädigend eingestuft. Auch spielt eine Rolle, inwieweit die Farben aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen und gebrauchstauglich sind.

Beim Streichen auf Umweltsiegel achten

Orientierung in diesem Dschungel aus Gefahrstoffen und Kriterien verschaffen Siegel wie die Schweizer Umwelt-Etikette. Mit dem neu eingeführten Gütesiegel reagierten Industrie, Verbände und Verbraucher auf das Bedürfnis nach einer eindeutigen Kennzeichnung von Innenwandfarben. Träger ist die im Dezember 2011 gegründete Schweizer Stiftung Farbe. Die Stiftung ist selbsttragend und nicht gewinnorientiert. Sie wird durch Gebühren finanziert, die von den teilnehmenden Unternehmen entrichtet werden.

Die Umwelt-Etikette umfasst sieben Kategorien von A bis G. Die ersten fünf kennzeichnen Produkte auf Wasserbasis, während die letzten beiden Kategorien für lösemittelhaltige Produkte stehen. Dabei nehmen die Standards im Hinblick auf Umwelt- und Benutzerfreundlichkeit von A nach G ab.

Kategorie A beispielsweise bezeichnet mit Wasser verdünnbare Farben, die aromatenfrei, kennzeichnungsfrei gemäss der aktuellen Schweizer Chemikaliengesetzgebung und frei von VOC und SVOC-Verbindungen sind. Darüber hinaus enthalten sie keine allergenen, stark umweltgefährdenden oder CMR-Stoffe. Sie bestehen zu mehr als 95 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen und weisen eine sehr gute Gebrauchstauglichkeit auf.

Nachhaltig Renovieren: Neuer Pep mit umweltfreundlicher Wandfarbe

Nachhaltige Wandfarbe erkennen Sie an Gütesiegeln. Foto: © Digital Vision / Thinkstock

Auch auf das deutsche Umweltsiegel Blauer Engel können Sie achten. In der Schweiz finden Sie solche Farben zum Beispiel bei Jumbo. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) empfiehlt Wandfarben mit diesem Gütezeichen, weil ihr Lösungsmittelanteil höchstens 0,07 Prozent betragen darf. Noch besser seien Naturfarben. Sie bestehen aus edlen Ölen, Bienenwachs und seltenen Pigmenten wie der grünen Veroneser Erde. Dies schlägt sich allerdings auch in einem höheren Preis nieder.

Das Magazin Konsumententipp indes bewertet das deutsche Ökosiegel kritischer. Es bezieht sich dabei auf einen Bericht des Verbrauchermagazins «Öko-Test», in dem es hiess: «Heute ziert fast jede Wandfarbe ein schadstoffarmer Blauer Engel». Das vom deutschen Umweltbundesamt vergebene Symbol bewerte nicht die Qualität der Gesamtfarbe, sondern nur einen Ausschnitt. »Dabei hat der umweltschonende Aspekt klaren Vorrang gegenüber gesundheitlichen Anliegen«.

Nachhaltige Farben zum Streichen selbst herstellen

Der BUND verweist auch auf die Möglichkeit natürliche Wandfarben selbst herzustellen, so wie es Jahrhunderte lang üblich war. «Leimfarben sind aus Wasser, pflanzlichem Leim und Pigmenten preiswert mischbar und decken sehr gut mit einem kreidigen und trockenen Effekt», lautet der Tipp der Naturschützer. In Feuchträumen sollten diese Farben jedoch nicht eingesetzt werden, da sie nicht wasserfest seien.

Wasserfest hingegen sind Kalkkasein-Farben. Sie lassen sich aus Pigmenten, Magerquark und Sumpfkalk herstellen. Als Pigmente kommen Kreide, Marmormehl sowie bunte Erd- und Mineralpigmente in Frage. Diese Farben können den Angaben zufolge nicht auf Tapeten gemalt werden, zeigen auf anderen Wänden aber einen weiteren Vorteil: «Kalk- und Silikatfarben haben zusätzlich antibakterielle und Schimmel hemmende Wirkungen».

Nachhaltig Renovieren: Infos und Tipps

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  • Sie möchten Ihr Zuhause umweltfreundlich renovieren? In diesem Beitrag erfahren Sie alles zum Thema Tapete, Wandfarbe und Bodenbeläge.

 

Quellen: Bundesamt für Umwelt, Schweizer Stiftung Farbe, Beobachter, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND), Konsumententipp

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