Wichtig ist, den Spass am nachhaltigen Leben zu entdecken

Insgesamt sparen wir in der Schweiz noch viel zu wenig Energie, um es auf die angestrebte 2000-Watt-Gesellschaft zu bringen. Doch es gibt sie schon, die Vorreiter beim Thema Energie sparen, so wie Christina Marchand. Sie und ihre Familie zeigen eindrucksvoll, wie man energieeffizient leben kann, ohne auf viel verzichten zu müssen.

Christina Marchand und ihre Familie leben aus Überzeugung nachhaltig.
Christina Marchand und ihre Familie leben aus Überzeugung nachhaltig. Foto: Privat

In ihrem Einfamilienhaus würden die Marchands normalerweise laut durchschnittlicher Berechnungen von Energie Wasser Bern (EWB) mindestens etwa 7'150 kWh Strom pro Jahr benötigen.

«Wir verbrauchen als Familie mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern insgesamt um die 3000 Kilowattstunden im Jahr und sind damit weit unterdurchschnittlich.» Doch wie kann man so viel Energie sparen, ohne auf wichtige Dinge verzichten zu müssen und wie gross ist der Aufwand, den Christina Marchand und ihre Familie dafür betreiben?

Verzicht kann auch Spass machen

Einiges musste die Familie schon dafür tun, dass sie im Vergleich zum Durchschnitt nun weniger als die Hälfte an Strom verbrauchen. «Wir haben das meiste gemacht, was man mit einfachen Mitteln umsetzen kann», erklärt Christina Marchand. So sind ihre elektrischen Geräte neu und energieeffizient, das Haus wird mit sparsamen Lampen beleuchtet und durch das konsequente Ausschalten aller Geräte verschwenden sie keinen Strom für Standby.

Aber die Familie achtet nicht nur beim Energieverbrauch auf Nachhaltigkeit. Sie haben sich auch bewusst gegen die Anschaffung eines Autos entschieden. Wenn es dann doch einmal eines braucht, greifen die Marchands auf CarSharing zurück. Die meisten Wege werden aber mit dem Velo oder den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt. «Ich denke, wenn man in einer der grossen Schweizer Städte wohnt, ist das überhaupt kein Problem. Im Gegenteil, ich muss mich weder um die Wartung eines Autos kümmern, noch verliere ich Zeit im Verkehrsstau.»

Manchmal ist nachhaltig leben aber auch eine Herausforderung

«Das einzige, was mir schwer fällt, ist eigentlich das Fliegen.» Christina Marchands Verwandtschaft ist über ganz Europa verstreut. Zwar will sie dem Fliegen daher nicht ganz entsagen, aber für ein möglichst nachhaltiges Leben schränkt sie die Besuche ein.

Auch die Kinder müssen hin und wieder auf etwas verzichten: «Unsere Kinder können zum Beispiel keinen Reitunterricht besuchen, da dieser ausserhalb von Zürich stattfindet. Ohne eigenes Auto sind solche Dinge aber praktisch unmöglich. Für die Kinder ist das manchmal schwierig, denn sie verstehen die Tragweite der Entscheidungen noch nicht immer und warum bei uns zu Hause nicht alles so ist wie bei anderen Leuten.»

Genau wie die Kinder versteht auch oft der Rest der Familie nicht, warum sie sich selbst solche Einschränkungen auferlegt. «Sie denken immer, dass wir auf sehr viel verzichten und warum wir das denn machen. Aus der Familie kommen schon verschiedene und gemischte Reaktionen.»

Christina Marchand kommt auch ohne Auto gut zurecht.Es geht auch gut ohne Auto. Foto: Privat

Am Ende bleibt das gute Gefühl, das Richtige zu tun

Ab und zu mal Diskussionen in der Familie oder kleine Abstriche nimmt Christina Marchand aber gerne in Kauf. Denn sie und ihr Mann wollen den Kindern später eine intakte Welt hinterlassen. Um das erreichen zu können, zählt eben doch der Beitrag jedes Einzelnen.

Die Zeit rennt. Darum hat Christina Marchand Angst, dass bei der Mehrheit der Gesellschaft das Umdenken zu spät einsetzt und «wir uns den Umstieg nicht mehr leisten können, aber die alten Wege auch nicht mehr.» Dabei könnte jeder schon mit kleinen Schritten viel Energie sparen. Zum Beispiel «bei Neuanschaffungen darauf zu achten, ob diese nötig sind, wie viel Energie sie verbrauchen und wie sie hergestellt worden sind.» Und das ist nur eine von vielen kleinen Möglichkeiten sogar ganz ohne Verzicht Energie zu sparen.

Wir müssten einfach alle ein wenig aus unserem alltäglichen Trott heraus kommen und aktiv werden. Und so bekommt man dann neben dem schönen Gefühl das Richtige zu tun, oft auch noch viel mehr zurück. So werden zum Beispiel Wäsche aufhängen oder mit dem Besen statt dem Staubsauger die Wohnung zu reinigen zum nachhaltigen Fitnessprogramm. «Ich sehe es auch als eine sportliche Herausforderung. Ich muss halt dann nicht mehr joggen gehen, wenn ich schon mit dem Fahrrad einkaufen war.» Und so kann Verzicht in vielen Fällen einen echten Mehrwert bringen. «Das bedeutet eigentlich auch eine grössere Lebensfreude, weil man die Sachen bewusster macht und man dadurch mehr Spass daran hat.»

Quelle: Interview mit Christina Marchand

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