Im Check: So umweltfreundlich sind Hybridautos wirklich

Mit einem Hybridauto geben wir günstiger und klimafreundlicher Gas, versprechen Hersteller. Doch stimmt das wirklich? Welche Hybrid-Systeme es gibt und wie umweltfreundlich sie sind.

Hybrid: Sowohl für die Umwelt als auch für Ihr Geldbeutel gut.
1997 kam der Toyota Prius als erstes Hybridauto auf den Markt. Foto: Bianca Sellnow

 

Seit den 1990er-Jahren fahren Hybridautos auf unseren Strassen. Sie sollen dank der Kombination aus Benzin- und Elektromotor weniger CO2 produzieren und damit das Klima schonen. Doch wie effizient ist die Technologie wirklich? Wir zeigen, welche Hybrid-Systeme es derzeit gibt und welche Vor- und Nachteile Sie mit sich bringen. Dazu erfahren Sie, für wen sich ein Hybridauto eignet, welche Modelle die besten sind und warum sich ein Hybrid auch preislich lohnen kann.

4,6 Millionen Personenwagen rollen über Schweizer Strassen, wobei fast zwei Drittel aller Fahrten kürzer als zehn Kilometer sind. Für solche Kurzstrecken eignet sich besonders das Hybridauto. Es punktet durch günstigen Verbrauch bei typischen «Stop and Go»-Stadtrunden. Der Hybridantrieb zahlt sich in Zeiten steigender Benzinkosten schnell aus.

Laut der aktuellsten Autoumweltliste (März 2019 ) gewinnt der Hybrid an Attraktivität und wird mehr und mehr von Schweizer Autofahrern gekauft. Der Anteil der sogenannten alternativen Antriebe zu denen auch Erdgasfahrzeuge und reine Elektroautos zählen, ist zwar mit 7,2 Prozent der Neuanmeldungen im vergangenen Jahr gering, doch: Der Anteil an den Verbrennungsfahrzeugen mit teilweisem Elektrobetrieb ist um 23 Prozent merklich gestiegen. Sicherlich mag hier viel der Vertrauensverlust in den Diesel bewirkt haben. Selbstredend auch die Tatsachen, dass der Klimawandel und eine umweltfreundliche Mobilität mehr und mehr in den Fokus der Verbraucher rücken. 

Übersicht über verschiedene Hybridvarianten

In punkto Umweltfreundlichkeit belegen seit Jahren alternative Antriebe die ersten Ränge der Auto-Umweltliste des Verkehrs-Club der Schweiz (VCS). Mit dabei: Der Hybridantrieb. Doch unter den Hybridautos gibt es verschiedene Motor-Varianten: Etwa den Plug-in-Hybrid oder den Range Extender.

Start-Stop mit Mikrohybrid

Der Mikrohybrid ist strenggenommen kein echter Hybridantrieb und übernimmt das Anlassen des Autos und die Start-Stopp-Funktion, sobald das Auto kurz steht. Für Vortrieb sorgt er nicht. Laut einem der führenden Hersteller, die Firma Bosch, spart die Start-Stop-Technik im realen Stadtverkehr 8 - 15 Prozent Sprit ein. Bei modernen Motoren rechne sich diese Technik ab 1 Sekunde Standzeit. Übliche Kritik: Der Verschleiss, der dank stärkerer Auslegung der Technik aber nicht vorhanden wäre, so Bosch. Beispiele: Zahlreiche Autos gängiger Hersteller. Laut Autobild weltweit 600 Typen.

Rückgewinnung mit Mildhybrid

Der Elektromotor unterstützt das Beschleunigen beim Mildhybrid und erzeugt in der Bremsphase elektrische Energie. Der Verbrennungsmotor läuft die gesamte Fahrzeit mit. Das spart bis zu 0,7 Liter Sprit auf 100 Kilometer. Dieses System ist im Kommen und zahlreiche Hersteller planen, weitere Modelle mit dieser Technik auszustatten.

Beispiele: VW Golf VIII (2019), Skoda Octavia IV (2019), Kia Sportage, Volvo XC60. Geplant: Ford Fiesta und Focus.

Vollhybrid

Der Vollhybrid, oder einfach nur Hybrid, fährt bei niedriger Geschwindigkeit für kurze Zeit komplett elektrisch. Bei diesen Modellen ist eine schwerere, weil leistungsfähigere Batterie verbaut, jedoch fallen Komponenten wie z. B. Anlasser weg. Toyota, Lexus und Honda bauen Hybridfahrzeuge, deren Motoren parallel arbeiten können und direkt die Räder antreiben. Die Batterie lädt sich beim Fahren, Rollen und Bremsen auf. Beim Seriellhybrid hält der Verbrennungsmotor einen Generator am Laufen, der die Batterie auflädt und so den Elektromotor versorgt. Elektrische Reichweite: 3 - 50 Kilometer. Der Spritverbrauch kann theoretisch unter 2 Liter auf 100 Km sinken.

Beispiele: Vor allem von asiatischen Herstellern. Mehrere Modelle von Toyota, Lexus, Hyundai und Kia, z. B. Hyundai Ioniq Hybrid und Kona Hybrid, Toyota C-HR, Toyota Corolla.

Eingestöpselt: Plug-in-Hybrid

Fahrzeuge mit Plug-In-Hybrid (PHEV) haben eine grössere Batterie als bei den bisher genannten Technologien, was die Reichweite der rein elektrischen Fahrten erhöht. Plug-In-Hybride werden landläufig auch 'Steckerautos' genannt, da sie, wie reine Elektroautos, an der Steckdose geladen werden. Ihre Reichweite liegt bei über 50 Kilometern. Der Spritverbrauch kann auch hier im Idealfall unter 2 Liter auf 100 Km sinken.

Beispiele: Hyundai Ioniq Plug-in-Hybrid, Toyota Prius, Mitsubishi Outlander (meistverkaufter PHEV), Mini Countryman Cooper SE All4.

Reichweite erweitern: Range Extender

Ähnlich ist der Hybrid mit Range Extender, mit dem man eine längere Strecke elektrisch fahren kann. Nebst der Steckdose lädt hier der Verbrennungsmotor die Batterie oder versorgt den Elektroantrieb mit Strom. Der Verbrennungsmotor ist meist kleiner als bei vergleichbaren Diesel-Fahrzeugen oder Benzinern.  Hier steht der elektrische Antrieb im Fokus.

Kritiker sagen: Als Hybridfahrzeug sei der Range Extender allenfalls eine Übergangslösung für Leute, die sich an einen reinen Elektrowagen noch nicht herantrauen, denen die elektrische Leistung von Hybriden nicht ausreicht. Das Model Range Extender Gilt laut Auto.Swiss im Benzinbetrieb als wenig effizient. 

Allerdings eignet sich gerade diese Art von Hybrid beispielsweise für Taxis oder innerstädtische Lieferdienste, die oft und lange im Stop-and-go-Modus fahren.

Ein Praxisbeispiel ist der Opel Ampera (Reichweite: bis 500 Km), das 'Schweizer Auto des Jahres 2018'. Auch das Elektroauto BMW i3 ((Reichweite: bis 330 Km) gibt es optional mit zusätzlichem Verbrennungsmotor (lädt allerdings lediglich die Batterie).

Mehr Infos zu Leistung, Vor- und Nachteilen von Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen.

Auf Wasserbasis: Brennstoffzellen-Fahrzeuge

Auch das Brennstoffzellenfahrzeug ist letztlich ein Hybrid, also ein Fahrzeug mit Verbrennungs- und Elektroantrieb. Hier wird allerdings nicht auf Sprit, sondern den Energieträger Wasserstoff gesetzt. Eine Brennstoffzelle treibt hier den Elektromotor an. Überschüssige Energie wird in einer Batterie auf Abruf gelagert. Eines der wenigen in der Schweiz erhältlichen Modelle ist der Toyota Mirai. https://www.nachhaltigleben.ch/mobilitaet/autobrennstoffzellenauto-mit-miai-geht-erste-modell-in-serie-3145

Weiterentwicklung in Richtung Elektrofahrzeug

Viele Hersteller bauen Personenwagen mit parallelem Hybridantrieb. Und es werden mehr, weil die Akzeptanz der Mischung aus Verbrennungsmotor und Elektroantrieb bei den Konsumenten steigt. Je nach Fahrsituation wird automatisch gesteuert, ob Elektro- oder Verbrennungsmotor anspringt. Allgemein gelten Autos mit Hybridantrieb als sparsam und sind eine praktikable Übergangslösung hin zur Elektromobilität.

Die Vorteile von Hybridautos

Plug-In-Hybridfahrzeuge sind ein mögliches System unter den Hybridantrieben.

Plug-In-Hybridfahrzeuge sparen zwar viel Treibstoff ein, sind aber nicht emissionsfrei. Foto: © tongpatong / iStock / Getty Images Plus

Hybridfahrzeuge verringern den Benzinverbrauch und senken somit die CO2-Emissionen modellabhängig um 20 bis 40 Prozent. Laut einer EMPA-Studie eignen sich Hybridautos besonders als Cityflitzer. Das typische Fahrverhalten in der Stadt – häufiges Beschleunigen, Bremsen und Fahren mit niedrigem Tempo ­– gibt hier den Ausschlag. Die Wärmeenergie, die beim Bremsen entsteht, verpufft nicht wie bei Benzinern, sondern wird in Strom umgewandelt und gespeichert. Nachteilig ist, dass sie durch das technisch bedingt höhere Gewicht mehr Treibstoff bei Überlandfahrten verbrauchen.

Unterscheidet man nach Modellen, so haben Vollhybridfahrzeuge eine bessere Ökobilanz als milde oder Oberklasse-Hybride. Letztere sind oftmals schwerer und benötigen deshalb einen grösseren Verbrennungsmotor und kleineren Elektromotor.

Plug-In-Hybride sparen das Gewicht von schweren Batterien, mit denen Elektrofahrzeuge ausgestattet sind. So haben sie einen günstigeren Benzinverbrauch. Auch wenn Treibstoff eingespart wird, fährt man mit diesen Modellen nicht emissionsfrei. So kann sich die Ökobilanz verschlechtern, je nach dem welchen Strom sie nutzen. Sei es nun das Modell der ersten Stunde – der Toyota Prius –, der Lexus RX oder der Mercedes-Benz E 300: Erst wenn der Strom aus erneuerbarer Energie gewonnen wird, macht ein Hybridauto wirklich Sinn. Tankt man Kohlestrom, dann liegt der CO2-Ausstoss gleichauf mit konventionellen Verbrennungsmotoren.

Hybride nicht immer die Klassenbesten

Der Verkehrs-Club Schweiz (VCS) kürt mit seiner Autoumweltliste jedes Jahr die umweltfreundlichsten Autos. Die Kategorien reichen vom Kleinwagen bis zur Oberklasse. Allerdings siegen Hybridfahrzeuge nur in der unteren Mittelklasse – also da, wo es um typische Stadtflitzer und Hybridautos für eher kurze Pendlerstrecken geht.

So siegen in der Mini-Klasse mit dem VW eco up! und Skoda Citigo (baugleich) zwei Erdgasautos und mit dem Toyota Yaris kommt erst auf Platz 8 ein Hybrid.

Anders sieht es in der Unteren Mittelklasse aus, in der gleich die ersten vier Fahrzeuge Hybridantrieb besitzen. Dagegen ist mit dem Skoda Octavia Combi in der Mittelklasse wieder ein Erdgasfahrzeug vorne, in der Oberen Mittelklasse sind sogar zwei Benziner auf Platz 1 und 2, ehe mit einem Audi A6 ein Mildhybrid kommt. Bei Allradlern siegen Suzuki Swift und Ignis, wiederum mit Mildhybrid.

Mehr zu den Modellen, den Klassenbesten und Gesamtsiegern lesen Sie in unserem Beitrag zu den umweltfreundlichsten Autos 2019.

Preis vs. Verbrauch

Generell gilt, dass man im Schnitt für Hybride einige tausend Franken mehr bezahlt als für vergleichbare Autos mit Benzinmotor oder Dieselmotor. Beispielhaft sind kleine Hybridfahrzeuge zu nennen, die mit etwa 4000 bis 7000 Franken mehr zu Buche schlagen. Jedoch amortisiert sich die Anschaffung nach einigen Jahren, was auch von den gefahrenen Kilometern, aktuellen Benzinpreisen und dem jeweiligen Antrieb abhängt.

So können Mildhybride etwa zehn Prozent und Vollhybride bis zu 40 Prozent an Treibstoff einsparen im Vergleich zu Autos mit Benzinmotor. Weiteres Plus: Manche Kantone gewähren ermässigte Motorfahrzeugsteuern, womit sich der Kauf langfristig auszahlt. Nur die Unterhaltskosten unterscheiden sich bei Hybridautos nicht von denen eines herkömmlichen Personenwagens.

Wer seinen Wagen noch nicht gegen ein Hybridauto umtauschen möchte, kann bereits mit kleinen Änderungen im Fahrverhalten Treibstoff sparen und so der Umwelt sowie dem eigenen Geldbeutel helfen.

Weiterführende Links

  • Hier erhalten Sie eine Übersicht über alle energieeffizienten, in der Schweiz verfügbaren Fahrzeugmodelle.
  • Auf der Autoumweltliste finden Sie alle aktuell getesteten und bewerteten Fahrzeuge.
  • Die Kennzahlen zu alternativen Antrieben bei Neuwagen fasst das BFE zusammen.

Toyota und der erste Hybrid

Es war das Jahr 1997, als das Spritsparen und CO2-Emissionen noch nicht wirklich ein Thema waren, als der der Autohersteller Toyota das erste Hybridfahrtzeug, den Toyota Prius, auf die Strassen brachte. Ein Elektromotor unterstützte erstmals einen Benziner, um Kraftstoff zu sparen.

Was einst teilweise belächelt wurde, ist heute fast schon Alltag. Nicht nur um den Spritverbrauch zu senken, sondern auch und gerade der Umwelt wegen. Praktisch jeder grössere Autohersteller hat das Konzept übernommen, weiterentwickelt und perfektioniert. Toyota beispielsweise hat gleich mehrere Modelle wie etwa dem kleinen Toyota Yaris Hybrid oder mit seiner Tochtermarke Lexus (u.a. Lexus RX 450h) im Portfolio.

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