Urban Gardening in Bern: Tramdepot liefert knackiges Gemüse

Nein, der Städter will nicht unbedingt aufs Land ziehen, aber mehr und mehr Stadtbewohner wünschen sich knackig frisches, selbst angebautes Gemüse. Die wachsende Gemeinde der Urban Gardening-Fans wird dabei oftmals sehr erfinderisch. So wie im derzeit ungenutzten Tramdepot in Bern, wo eine Brachfläche zum kunterbunten Gemüsegarten wurde.

Urban Gardening im Tramdepot Bern
Auf immer mehr ungenutzten Flächen wächst und gedeiht Stadtgemüse in Urban Gardening-Projekten. So wie im Tramdepot Bern. Foto: Stadt Bern

Urban Gardening: Zurück zur Natur, auch in Bern

Ausrangierte Einkaufswagen, Säcke, Big-Bags oder alte Gemüsekisten – alles, was nicht niet- und nagelfest ist wird im derzeit leerstehenden Berner Tramdepot bepflanzt. Und das ist auch ganz bewusst so gemacht. Denn die kleine Anbaufläche der Berner Stadtgärtner ist nur als Zwischenlösung gedacht, bevor es 2015 zur Überbauung des ausrangierten Depots kommen soll. Dann wollen die Berner Urban Gardener mit Sack und Pack umziehen und sich eine neue Bleibe mit ihrem mobilen Inventar suchen.

Das Konzept wurde unter städtischer Beteiligung und zusammen mit der Quartierskommission QUAV4 entwickelt. Ein Zeichen dafür, dass Urban Gardening auch in der Politik angekommen ist. Waren anfänglich nur 300 Quadratmeter Pflanzfläche eingeplant, so war die Nachfrage der Urban Gardening-Fans in Bern derart gross, dass die Anbaufläche kurz nach der Eröffnung nochmals um 50 Prozent erweitert wurde. Eine stattliche Fläche, auf der die Stadtgärtner zwar nicht zum Selbstversorger avancieren, doch, clever genutzt, genügend Raum für schmackhafte Kräuter und knackiges Gemüse haben. Selbstverständlich in Bio-Qualität. Denn der Selbstanbau soll nicht nur Spass machen, sondern auch eine hervorragende, garantiert unbedenkliche Ernte ergeben.

Nicht nur junge Berner lieben das Urban Gardening

Wer es nicht kennt, der mag denken, dass Urban Gardening nur junge, vielleicht alternativ angehauchte Menschen anzieht. Doch, weit gefehlt, denn in Bern wie andernorts in der Schweiz, kommen auch Familien mit Kindern und Pensionäre, um das kleine Glück des Gärtnerns zu erleben. Eben jeder, der Spass am wühlen in der Erde hat und auch mal in das selbstangebaute, knackige Radiesli beissen möchte.

Urban Gardening im Tramdepot Bern

Keiner kann den Urban Gardening-Fans Erfindungsreichtum absprechen. So werden selbst ausrangierte Einkaufswagen schnell zum mobilen Gemüsebeet. © Foto: Stadt Bern

Warum ist Urban Gardening so ein Trend?

Einst lebten wir in einer Agrarwirtschaft. Viele Menschen bearbeiteten ihr eigenes Stück Land, um sich letztlich selbst zu ernähren und vielleicht auch noch ein paar Stadtmenschen. Dies änderte sich aber schnell, spätestens mit der Industrialisierung und dem stetigen Abwandern der Landbevölkerung in die Stadt. Gleichzeitig wurde die Landwirtschaft hoch effizient durch Maschinen, so manches Spritzmittel und künstliche Power-Dünger.

Die Trennung von Stadt und Natur war vollzogen. Diese Entwicklung erfährt heute aus verschiedenen Gründen einen erneuten Wandel, das Gemüse kommt zurück in die Stadt. Die Menschen wollen sich einfach die Hände mal wieder schmutzig machen, wollen das wieder wachsen sehen, was sie später essen. Zudem sind zahlreiche Lebensmittelskandale ein Grund für die Rückbesinnung auf den Selbstanbau. Einer der letzten Skandale: Krankmachenende Keime und Pestizide im Fertigsalat.

Zwar kann es kaum zur Selbstversorgung durch Urban Gardening kommen, doch ein paar Mahlzeiten können so sehr wohl bestritten werden. Spass, Gemeinschaftssinn und echte Nachhaltigkeit mit Herkunftsnachweis der skandalfreien Lebensmittel inklusive. Wie nebenbei werden zudem ungenutzte Flächen einer sinnvollen Nutzung zugeführt. So wie im Tramdepot Bern.

Erfahren Sie mehr zum Thema Urban Gardening, das längst weit mehr als nur ein Trend ist.

Bern.ch, DerBund.ch, QUAV4

Text: Jürgen Rösemeier-Buhmann, 2013

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