Alpabzug erleben: Wo Sie die Tradition besonders schön feiern

Der Alpabzug ist eine jahrhundertealte Tradition in der Schweiz, die den Herbst einläutet. Was es mit diesem Brauch auf sich hat und wo Sie ihn ab dem kommenden Wochenende am besten mitfeiern können.

Alpabzug in der Schweiz: Hier erleben Sie die Tradition mit
Alpaufzug auf die Schwaegalp im Kanton Appenzell, Ostschweiz. Foto: © swiss-image.ch / Christof Sonderegger

In der Schweiz nennt er sich Alpabzug, in Bayern Almabtrieb und im alemannischen Alpabfahrt. Gemeinsam haben sie alle eine besondere Tradition. Nachdem im Frühsommer das Vieh hoch hinauf auf die saftigen Alpwiesen geführt wurde, kommen Kühe, Schafe und Ziegen im Spätsommer wieder hinunter ins Tal. Ist die Weidesaison in luftiger Höhe ohne Unfall und Verluste beendet worden, dann wird das gebührend gefeiert.

Hierzu werden die Tiere meist reich mit Blumenkränzen und den traditionellen Glocken geschmückt und zu ihrem Winterquartier geführt. Je nach Region, können Sie den Alpabzug und das anschliessende Fest im September oder Oktober in vielen Gemeinden miterleben.

Besondere Alpabzüge im Überblick

Ein Alpabzug findet immer vor den ersten richtig kalten und nassen Herbsttagen statt. Viele Gemeinden zelebrieren ihn daher gegen Ende September.

Besonders sehenswert ist die Entlebucher Alpabfahrt, die am 24. September stattfindet. Hier ziehen über 200 Rinder mit ihren Sennen sowie traditionellen Zügel- und Brauchtumswagen und Folkloregruppen von der Alp nach Schüpfheim LU. Ab 13 Uhr beginnt dann die Älplerchilbi mit Musik. An zahlreichen Marktständen erwarten Sie zudem Käse und andere regionale Produkte. Jahr für Jahr zieht dieses Strassenfest unzählige Besucher in den kleinen Ort.

Neben Rindern werden in manchen Regionen auch andere Tiere von der Alp ins Tal geführt. So auch am 24. September beim Alpabzug in St. Cergue im Kanton Waadt, wo die geschmückten Kühe zusammen mit Geissen und Schweinen durch das Dorf ziehen. Begleitet wird die Tradition unter anderem von Alphornbläsern, Peitschenschwingen und einem Markt, auf dem regionale Kunsthandwerker ihre Produkte präsentieren.

Ebenfalls am 24. September findet der Alpabzug von Moiry im Wallis statt. Nach einem Bruch an der Alp Marais werden ab ca. 11:30 Uhr mehr als 100 Eringer-Kühe ins Tal gebracht. Die traditionellen Walliser Rinder zählen zu den kleinsten Rassen Europas und sind vor allem als Kampfkühe bekannt. Anschliessend erwartet Sie ein kleines Fest mit Imbiss, musikalischer Unterhaltung und Ständen, an denen Sie Backwaren, Alpkäse und andere einheimische Spezialitäten kaufen können.

Am 30. September gibt es eine Premiere im Kanton Glaurus. Zum ersten Mal findet mit dem Glarner Alpabzug im Klöntal eine gemeinsame Alpabfahrt statt. Beginnen Sie den Tag mit einem feinen Älplerbruch, erfahren Sie von einem Sprecher so einiges zu den einzelnen Alpsennten, entdecken Sie zahlreiche frische Alp-Produkte auf dem Älplermarkt und lassen Sie den Tag dann auf der urchigen Chilbi ausklingen.

Einer der grössten Alpabzüge ist das Prättigauer Alp Spektakel. Dafür zieht es jährlich viele Touristen nach Graubünden. Dieses Jahr wird er vom 6. bis 9. Oktober gefeiert. Zum Programm gehören neben der eigentlichen Alpabfahrt die Älplerznacht, ein Markt mit regionalen Produkten, eine verführerische Käsedegustation und das Rinderspektakel, bei dem die schönsten Rinder gekürt werden.

Alle Termine für den Alpabzug 2016 finden Sie unter anderem auf dem Portal MySwitzerland.

Alpwirtschaft fördert die Artenvielfalt

Auf der sommerlichen, unberührten Alp gibt es in den Sommermonaten besonders reichliches, sehr gutes Futter für das heimische Vieh. In der Schweiz werden heute noch fast 400'000 Rinder, rund 200'000 Schafe sowie Ziegen, Alpakas und andere Wiederkäuer auf Alpen gesömmert.

Die genutzte Fläche macht etwa 35 Prozent der in der Schweiz landwirtschaftlich genutzten Fläche aus. Die grösste Alpfläche gibt es in Graubünden. Alleine im Prättigau werden beispielsweise in insgesamt 26 Sennalpen jährlich 150'000 Kilo würziger Alpkäse und 15'000 Kilo frische Alpbutter pro Jahr produziert.

Produkte, die aus der Alpmilch entstehen, schmecken besonders aromatisch. Diese Form der Bewirtschaftung fördert zudem die Artenvielfalt und erhält einen einzigartigen Lebensraum, den es durch Verwaldung und Verbuschung der Flächen ansonsten so nicht geben würde.

Quellen: Alpspektakel.ch, Lenk-Simmental.ch, Zalp.ch, Wikipedia, MySwitzerland.com

  • 30
  • 0
Kommentieren / Frage stellen