«Eine nachhaltige Wirtschaft ist eine stabile Wirtschaft»

Auf dem Liechtenstein Kongress für nachhaltige Entwicklung (www.lisdar.li) sprach Peter Droege über die Vorteile nachhaltiger Investments. nachhaltigleben beantwortete er einige Fragen dazu, warum und wie die nachhaltige Entwicklung der Wirtschaft gefördert werden sollte.

Peter Droege über eine nachhaltige Wirtschaft.
Informationen zum Liechtenstein Kongress finden Sie unter www.lisdar.li. Foto: privat

Herr Droege, warum ist die nachhaltige Wirtschaft eine stabile Wirtschaft?

Das bestehende Wirtschaftssystem ist grundsätzlich nicht nachhaltig, da es auf der kostenfreien Exploitation natürlicher und gemeinschaftlicher Ressourcen basiert. Artenvielfalt, saubere Luft, sozialer Zusammenhang, Frieden - all diese haben keinen wirtschaftlichen Stellenwert. Sie müssen anders 'geschützt' werden. Dazu kommt, dass die Wirtschaft fast völlig von schnell knapper werdenden fossilen Brennstoffen abhängt. Gerade hier wissen wir, dass Verknappung grosse Preisinstabilitäten bringt, die das gesamte System zum Umkippen bringen können - und es auch werden, ausser, wir schaffen die Wende zu einer auf erneuerbaren Ressourcen basierten nachhaltigen Wirtschaft.

Wie stark folgen die Finanzmärkte bereits dem Trend zur Nachhaltigkeit?

Noch zu wenig, da die Anreize auf veraltete Werte ausgerichtet sind. Es gibt allerdings sehr wohl wachsende Untermärkte, die sehr stark nachhaltig orientiert sind: die 'Nachhaltigkeitsindustrie', sofern man von so etwas sprechen kann, ist Billionen wert.

Was hindert viele Investoren daran, in nachhaltige Geldanlagen zu investieren?

Hauptsächlich fehlender Sachverstand, gepaart mit fehlender Beratungsbereitschaft seitens der Finanzinstitutionen.

Was müsste die Politik leisten, um eine nachhaltige Wirtschaft voranzutreiben?

Sie muss eine völlige Abkehr vom fossilen und nuklearen Energiemodell bewirken, und so schnell wie möglich, denn hier liegt ein Grundübel, wohl die Herausforderung und Gefahr überhaupt. Darüber hinaus muss die Fantasie einer wertefreien Marktwirtschaft über Bord geworfen werden. Alle Märkte sind hoch reguliert und zumindest prinzipiell fähig, eine nachhaltige Gesellschaft zu bewirken.

Inwiefern kann jeder Einzelne diese nachhaltige Entwicklung unterstützen?

Durch Konsum- und politische Entscheidungen, also aktives Mitwirken an der Überlebensfähigkeit unserer Gesellschaft. Dies ist sowohl eine ethische wie ein demokratische Aufgabe, Teil einer reifen Partizipation an der Gesundheit unserer Gesellschaft.

Was kann der Liechtenstein Kongress zu dieser Entwicklung beitragen?

Der Liechtenstein Kongress zeigt seit 2008 das grosse Spektrum der Chancen und Wege, die eine nachhaltige Wirtschaft ausmachen. Hier treffen sich Experten und Akademiker, Politiker und Investoren die an nachhaltigen Stiftungen, Märkten und Finanzindustrien, Architektur, Immobilien und Städtebau beteiligt sind.

Inwiefern kann der LISDAR Hemmschwellen bei Investoren abbauen?

Es geht nicht um den Abbau von Hemmungen, sondern um Bewusstseinsbildung und Bildung überhaupt.

 

Interview: Bianca Sellnow

Der LISDAR auf einen Blick:

Der Liechtenstein Kongress fungiert seit 2008 als internationale Plattform für praxisbezogene Forschung. Im Mittelpunkt stehen intelligente Lösungsansätze aus den Bereichen «nachhaltige Entwicklung» und «Responsible Investment», die von verantwortungsbewussten Grundsätzen und Regelwerken geleitet werden.

Weitere Informationen zu Umweltbildung finden Sie unter www.lisdar.li

 

 

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